Handelsbilanz
Inhaltsverzeichnis
Handelsbilanz Definition
Unter dem Begriff Handelsbilanz wird die Gegenüberstellung aller Warenexporte und Warenimporte in einem bestimmten Zeitraum verstanden. Der Warenverkehr bezieht sich entweder auf ein Unternehmen oder die gesamte Volkswirtschaft eines Landes.
Mithilfe dieser Art der Bilanz kann man erkennen, ob bei einem Unternehmen eine ausländische Zahlungsverpflichtung oder Zahlungsforderung besteht.
Die Handelsbilanz ist Teil der Leistungsbilanz und damit auch Teil der Zahlungsbilanz. Sie ist als Unterbilanz der Leistungsbilanz von größter Wichtigkeit. Daher ist die Handelsbilanz äußerst aussagefähig, und sie ist eine immens wichtige Grundlage für die wirtschaftlichen Maßnahmen und Entscheidungen innerhalb eines Unternehmens.
Kontostruktur und Publizitätspflicht
Meistens wird die Bilanz in Staffelform dargestellt, wobei sie in Soll und Haben gegliedert ist. Die Warenimporte werden dabei auf der Habenseite und die Warenexporte auf der Sollseite wertmäßig aufgeführt.
Abb. 1: Kontostruktur der Handelsbilanz
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass für bestimmte Personen- sowie Kapitalgesellschaften Offenlegungspflichten, auch Publizitätspflichten genannt, existieren. So sind die gesetzlichen Vertreter solcher Gesellschaften verpflichtet, die Jahresabschlüsse inklusive der Anhänge zur Veröffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger einzureichen. So haben beispielsweise Angestellte, Anteilseigner oder Geschäftspartner die Möglichkeit, sich über die wirtschaftliche Situation der Firma zu informieren.
Diese Einreichung hat innerhalb von zwölf Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres zu erfolgen. Bei kapitalorientierten Gesellschaften muss dies bereits innerhalb von vier Monaten geschehen, wobei die einzureichenden Unterlagen abhängig von der Größe der Gesellschaft sind. Jedoch muss auf jeden Fall der Jahresabschluss inklusive der Gewinn– und Verlustrechnung sowie der Anhang eingereicht werden.
Die gesetzlichen Regelungen zu den Publizitätspflichten sind besonders in folgenden Vorschriften niedergelegt:
- § 266 HGB (Handelsgesetzbuch)
- §§ 325 ff HGB
- § 161 AktG (Aktiengesetz)
Die Publizität der Handelsbilanz wird nach dem General- beziehungsweise Spezialhandel realisiert, die Gliederung erfolgt in der Regel nach Warengruppen sortiert, wie zum Beispiel Rohstoffe, Nahrungsmittel und/oder Fertigwaren. Bei der Handelsbilanz innerhalb eines Landes kann diese auch nach Regionen, respektive Ländern gestaffelt sein. Sie ist als Monats- oder auch als Jahresnachweis zugänglich.
Arten der Handelsbilanz
Die Handelsbilanz ist in drei Arten unterteilt.
Ausgeglichene Handelsbilanz
Wie Sie sicherlich schon vermuten, bedeutet eine solche Bilanz, dass bei einer Gegenüberstellung der Ex- und Importe diese den gleichen Wert haben. Eine solche Bilanz kommt jedoch in der Realität beinahe nie vor. Eine solche Werte-Gleichheit ist nämlich extrem unwahrscheinlich, betrachtet man die komplexen und umfangreichen Strukturen des Warenverkehrs und des Handels. Aus diesen Gründen ist eine Handelsbilanz beinahe immer nicht ausgeglichen.
Positive Handelsbilanz
Die positive Handelsbilanz kommt immer dann zustande, sobald der Wert der Exporte den der Importe überschreitet. In solchen Fällen spricht man auch von einem sogenannten Handelsbilanzüberschuss. Dieses Faktum kann sich hinsichtlich der Volkswirtschaft sowohl positiv als auch negativ auswirken.
Negative Handelsbilanz
Hierbei sind beim Vorliegen einer solchen Bilanz die Exporte geringer als die Importe, so dass sich eine negative beziehungsweise passive Bilanz bildet, das sogenannte Handelsbilanzdefizit.
Wer braucht eine Handelsbilanz?
Als Unternehmer müssen Sie gegebenenfalls eine Handelsbilanz nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) aufstellen.
Wenn auch kein bestimmtes Buchführungssystem vorgeschrieben ist, so haben Sie Ihre Buchführung dennoch so zu strukturieren, dass ein sachverständiger Dritter in die Lage versetzt wird, sich innerhalb einer angemessenen Zeit einen Überblick zu verschaffen. Daher kann es, je nach der Art Ihres Unternehmens, geboten sein, dass Sie sich mit der Handelsbilanz auseinandersetzen.
Vergleich zwischen Handelsbilanz und Steuerbilanz
Neben der Handelsbilanz ist auch die Steuerbilanz wichtig. Beide sind sozusagen verwandt, aber gleichen sich nicht komplett.
Gemeinsamkeiten
Die Handelsbilanz und die Steuerbilanz weisen gewisse Gemeinsamkeiten auf. Beide setzen die immateriellen Wirtschaftsgüter mit den Anschaffungskosten an und bilanzieren die Forderungen mit den Anschaffungskosten.
Außerdem wird in beiden Bilanzen das Anlagevermögen mit den Herstellungs- oder Anschaffungskosten angesetzt. Allerdings entstehen hier die ersten Unterschiede zwischen der Handelsbilanz und der Steuerbilanz. Die Wertminderung wird in der Handelsbilanz durch die Abschreibung erfasst. In der Steuerbilanz wird der Wert von Anlagevermögen hingegen durch die Absetzung durch Abnutzung vermindert.
Unterschiede
Weitere Unterschiede finden sich in Einzelheiten.
Die Handelsbilanz:
- aktiviert keine Forschungskosten und räumt ein Wahlrecht bei Entwicklungskosten ein
- vermindert beziehungsweise schreibt den Geschäftswert über die voraussichtliche Nutzungsdauer ab
- lässt es zu, dass der Wert der Vorräte abgeschrieben wird
- zieht das Niederstwertprinzip für Forderungen heran
- setzt Rückstellungen durch den Erfüllungsbetrag an
Die Steuerbilanz:
- verbietet die Aktivierung von immateriellen Vermögensgegenständen
- lässt eine Abschreibung vom Geschäftswert nur über 15 Jahre zu
- mindert den Wert der Vorräte durch die Absetzung für Abnutzung
- lässt es zu, dass für Forderungen der niedrigere Teilwert angesetzt wird
- bewertet Rückstellungen nach dem Wert am Stichtag
Große Unternehmen erstellen in der Regel sowohl eine Handelsbilanz als auch eine Steuerbilanz. Kleinere Unternehmen können auch eine sogenannte Einheitsbilanz erstellen. Dabei sind Handelsbilanz und Steuerbilanz erstmal identisch. Damit die Steuerbilanz dem Steuerrecht entspricht, können dann kleine Veränderungen vorgenommen werden.
Handelsbilanz Deutschland
Die Handelsbilanz wird nicht nur von Unternehmen erstellt. Das Statistische Bundesamt erstellt auch regelmäßige Handelsbilanzen für Deutschland. Die Handelsbilanz wird monatlich aktualisiert und zu statistischen Zwecken verwendet.
Im Oktober 2022 belief sich Deutschlands Handelsbilanz auf 6,828.1 Millionen US-Dollar. Der höchste Betrag in der deutschen Handelsbilanz belegte der Januar 2008 mit 28,601.8 Millionen US-Dollar. Der tiefste Stand war im Mai 1991 mit einem negativen Betrag von 443.5 Millionen US-Dollar.
Die Statistiken in der deutschen Handelsbilanz reichen zurück bis ins Jahr 1957. Im Durchschnitt liegt die Handelsbilanz seit 1957 bis heute bei 3,523.6 Millionen US-Dollar.
Fazit
Die Handelsbilanz stellt Warenexporte und Warenimporte gegenüber und kontrolliert so den Warenhandel eines Unternehmens oder auch eines Landes. Sie ist ein wichtiges Instrument bei der Planung und Entscheidungsfindung.
Die Handelsbilanz ist mit der Steuerbilanz verwandt, allerdings gibt es gewisse Unterschiede zwischen ihnen. In kleineren Unternehmen können sie aber als eine Bilanz mit minimalen Änderungen erstellt werden. Das geht schnell und unkompliziert mit der Lexware Office Bilanz Vorlage.