Gestatten – Ihr Freelancer
Mit einer klassischen Bewerbung hat sich wohl fast jeder schon einmal herumgeschlagen und pflichtbewusst eine Übersicht aller verfügbaren Unterlagen zum Lebenslauf zusammengestellt.
Doch wie stellen sich Selbstständige und Freiberufler vor, die sich um ein Projekt bewerben? Wie geht man vor, welche Infos sind relevant und wie unterscheidet sich das Bewerben auf ein Projekt von einer Bewerbung auf eine Angestelltenstelle?
Im Gegensatz zu Menschen, die auf der Suche nach einer Festanstellung sind, weiß ein Freelancer nämlich nie wirklich, wann er oder sie sich das nächste Mal um ein Projekt bewirbt.
Anfragen können jederzeit eintrudeln, ebenso wie Empfehlungen oder interessante Angebote in den eigenen Netzwerken. Auch wer eigentlich schon ausgelastet ist, kann jederzeit eine Projektausschreibung von Interesse entdecken.
Vorbereitet sein ist also wichtig. Deine „Bewerbungsunterlagen“ als Unternehmer sollten dauerhaft optimal vorbereitet werden und regelmäßig aktualisiert werden – nicht erst, wenn Du die Unterlagen tatsächlich brauchst.
Akquise und Bewerben auf Ausschreibungen
Anders als Angestellte muss ein Freelancer in der Regel nicht begründen, wie und mit welchen Jobs die letzten Jahre im Detail befüllt wurden und auch die Referenzen müssen nicht lückenlos sein – sondern die richtigen.
Denn die potenziellen Kunden möchten in erster Linie wissen:
Passt dieser Mensch zu meinem Projekt? Werden mit dieser Zusammenarbeit unsere Anforderungen erfüllt bzw. Probleme gelöst? Was kostet das?
Wie viel eine Firma bereit ist auszugeben kommt darauf an, wie überzeugt man von der Qualität der anstehenden Zusammenarbeit ist.
Als Freelancer schilderst Du also Deine Schwerpunkte und Kompetenzen, allerdings konzentrierst Du Dich auf die wichtigsten Punkte und auf jene Qualifikationen, die zum offenen Auftrag passen.
Kurz, gut und übersichtlich: Wie bei dem Intro Deiner Website sollte Dein potenzieller Kunde beim Lesen der ersten Sätze wissen, ob Dein Angebot zu dem passt, was gerade gesucht wird.
Nicht so wichtig ist der komplette Lebenslauf mit allen noch so kleinen Details ab Grundschule. Die ergänzenden Interessen wie bei einer Angestelltenbewerbung entfallen ebenso wie der Familienstand in den meisten Fällen.
Der Lebenslauf und das Anschreiben in Kombination sollen die Frage klären, ob Du die richtige Person für das geplante Projekt bist.
Betrachte Deinen Lebenslauf unter diesem Aspekt und stell die Punkte nach vorn, die Deine Qualitäten unterstreichen.
Wie immer gilt aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn für einen Job ein privates Interessengebiet positiv in die Waagschale geworfen werden kann, nimmst Du es natürlich in Deine Bewerbung auf.
Referenzen und Kundenstimmen
Jeder braucht sie, keiner mag sie sammeln: Referenzen und Kundenstimmen zeigen sehr deutlich, was ein Freelancer leistet, doch sie zu bekommen erfordert Fingerspitzengefühl und sie dann zu zeigen ist ebenfalls nicht ganz unkompliziert.
Anders als Angestellte haben Freelancer kein Anrecht darauf, ein „Zeugnis“ für ihre Tätigkeit zu erhalten. Wer Kundenstimmen auf die eigene Website setzt, muss dies außerdem eng mit dem Kunden absprechen und nicht jeder möchte seine Daten online verewigt wissen.
Kundenstimmen ohne Namensnennung als bloßes Zitat wiederum wirken schnell etwas merkwürdig. Was genau zu Deinem Angebot passt und wie weit Du Projekte als Referenz auflistest, musst Du im Einzelfall entscheiden.
Ein Patentrezept gibt es leider nicht.
Allerdings ist es viel einfacher, Referenzen von Kunden einzusammeln, wenn Du keinen Zeitdruck hast – vielleicht kannst Du es Dir für die Zukunft angewöhnen und verfügst dann über eine Auswahl, die Du bei Bedarf angeben kannst.
Einfacher wird es, wenn Du entweder nur zwei oder drei Sätze als kurze Stellungnahme anfragst und gleich einige Beispiele mitlieferst.
Nicht viele Kunden werden die Zeit haben, längere Referenzdokumente zu verfassen.
Wenn Du unbedingt eines in der Länge eines Arbeitszeugnisses erhalten möchtest, solltest Du bereits vorab auflisten, was alles enthalten sein soll und worum es in dem gemeinsam geleisteten Projekt ging. Nimm Deinem Kunden die ganze Vorarbeit einfach ab, um Deine Chancen auf ein solches Schreiben zu erhöhen.
Für das begleitende Anschreiben, auch als formlose Mail, gilt:
Mit den klassischen Standard-Floskeln bist Du auf der sicheren Seite, aber das wird als Freelancer nicht unbedingt ausreichen, um einen Kunden für Dich zu gewinnen.
Nicht unangenehm aufzufallen ist nicht das Ziel. Wahrgenommen werden als idealer, kreativer und eigenständiger Kandidat für die gewünschte Problemlösung ist es.
Die Basics: Eigene Website, Networking, Kontaktpflege
Alles, was nicht in Dein Anschreiben gehört, aber für Kunden ebenfalls von Interesse sein könnte, sollte sich auf Deiner Website wiederfinden.
Auch der „gepimpte“ Lebenslauf, auch die ausgewählten Referenzen. Ein aktuelles Foto, klare Ansagen zu Deinem Angebot.
Denn Deine Website ist die schnellste Bewerbung, die Du zur Hand hast, wenn Du auf neue Kontakte triffst.
Neue Kontakte, die Du auf thematisch passenden Veranstaltungen, Barcamps, Konferenzen, Fachmessen und Networking-Partys getroffen hast, sind eine gute Gelegenheit, Deine Visitenkarte unterzubringen und die Kontaktdaten der anderen ebenfalls einzusammeln.
Diese neuen Kontakte sollten von Dir, Deiner Visitenkarte und Deiner Website zwei Dinge unmissverständlich erfahren:
Für welche Projekte Du der passende Mensch bist – und dass Du auf der Suche nach Aufträgen bist und für eine Zusammenarbeit zur Verfügung stehst.
Viele Selbstständige möchten nicht so wirken, als ob sie gerade dringend Aufträge suchen. Nicht einmal, wenn es tatsächlich so ist.
Diese Art von Koketterie haben erfolgreiche Freelancer längst hinter sich gelassen. Denn sie wissen: Der Kunde sucht Anbieter, und sie haben ein Angebot. Ob es passt, sieht man dann schon.
Sie kommen dem potenziellen Kunden also mit ausgestreckter Hand entgegen und stellen sich als erprobte Problemlösung vor:
Gestatten? Vielleicht bin ich der richtige Freelancer für Sie.
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