Eigensinn: Was macht die Selbständigkeit mit mir?

Eigensinn: Was macht die Selbständigkeit mit mir?

An der eigenen Meinung festhalten, dickköpfig und entschlossen sogar – ist das gut oder schlecht?

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    Ein Dickschädel ist ein ganz nützliches Accessoire, wenn du Ziele erreichen willst. Doch Kund:innenwünsche zu erfüllen ist das, was ein erfolgreiches Geschäftsmodell ausmacht. Wie passt das zusammen? Die Antwort: Gut passt das zusammen, denn Eigensinn ist viel besser als sein Ruf.

    Autor:in: Carola Heine

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    Kategorie: Arbeitsalltag , Erfolgstipps für Selbstständige

    Freelancer:innen kennen ihren Chef oder ihre Chefin so gut wie keinen anderen Menschen, schließlich waschen sie ihm oder ihr jeden Morgen das Gesicht und putzen die Zähne. Was Entscheidungen angeht, so gilt wie auch im Büro. Im Zweifelsfall entscheidet die vorgesetzte Person über alles, was anliegt und beharrt auf ihrer Meinung: Du musst selbst ausbaden, was du entschieden hast.

    Als Angestellte:r kommst du mit Eigensinn immer nur bis zu einer bestimmten Grenze. Als Selbständige:r auch, aber die Grenze liegt woanders.

    Was es bedeutet, eigensinnig zu sein

    Als eigensinnig empfinden wir Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und sich dabei nicht danach richten, ob sie Applaus und Zustimmung erhalten. So lange sie dabei Rückmeldungen gegenüber aufgeschlossen bleiben und andere Menschen mit Achtung behandeln, zeigt der Eigensinn dann vor allem eins: Selbstbewusstsein die eigenen Entscheidungen betreffend.

    Es ist gar nicht immer so einfach, bei der eigenen Meinung zu bleiben, wenn „Feedback“ von allen Seiten kommt. Aber es ist viel besser, als sich verunsichern zu lassen und immer sofort die eigenen Ziele zu verwässern.

    Gegenwind solltest du aushalten lernen – ebenso wie Menschen, die damit nicht gut umgehen können, wenn du das kannst. Als Angestellte:r musst du befüchten, dass Kolleg:innen sich hinterm Chef/der Chefin verschanzen, wenn du „Widerworte gibst“.

    Als Freelancer:in oder Kleinunternehmer:in wirst du jeden Tag die Freiheit erleben, es nicht allen Recht machen zu müssen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass du konsequent konfliktfreudig sein solltest.

    Nur, dass es sich nicht lohnt, sich für andere zu verbiegen. Auch Angestellte profitieren von Eigensinn: Eigensinnig zu sein bedeutet zunächst einmal zu wissen, was man möchte, einen eigenen Willen zu haben und die eigenen Bedürfnisse als solche zu erkennen.“ erklärt Büroalltagsexperte Nils Warkentin.

    „Du bist aber eigensinnig“ ist ein Kompliment, das wie eine Anklage klingt

    Wenn jemand zu dir sagt „du bist aber eigensinnig“, dann meint er oder sie in der Regel: Wie nervig, dass du nicht einfach das machst, was für mich jetzt gerade praktisch wäre.

    Das ist eine Falle, in die vor allem Frauen im selbständigen Berufsleben viel zu häufig tappsen: Es allen recht machen zu wollen, heißt am Ende oft, dass niemand mehr zufrieden ist.

    Am wenigsten die harmoniesüchtige Person, die das traditionelle „Kunde ist König“ verinnerlicht hat und deshalb annimmt, grundsätzlich kompromissbereit sein zu müssen. Ein bisschen Eigensinn an der richtigen Stelle hilft dir, dem Projekt und damit auch den Kund:innen. Schließlich wollen sie ja mit dir arbeiten, weil du dich auskennst. Nicht, weil du dich von Skeptiker:innen aus der Bahn werfen lässt.

    „Eigensinn ist eine Haltung. Vielleicht die wichtigste, die wir einnehmen können.“
    Maria Al-Mana, Expertin für Eigensinn

    „Da Eigensinn immer ein Prozess ist, mit dem ich meinen individuellen Weg entwickle, korrespondiert er eins zu eins mit dem Weg selbstständiger Arbeit. Die im Idealfall ja auch nie stehenbleibt, sondern sich dauernd entwickelt.

    Eigensinn lässt sich selten geheim halten.

    Er wird nach außen hin zum sichtbaren Weg, zur unüberhörbaren Stimme, zu einer Haltung. Und nach innen zu meiner Motivation, meinem Kompass. Lauter Dinge, die auch Selbstständige gut gebrauchen können. Zu guter Letzt: Eigensinnige Menschen stehen oft für etwas ein, haben eine Art „Mission“. Das verbindet Eigensinnige miteinander, ohne dass sie in Konkurrenz untereinander geraten müssen.“ erklärt Maria Al-Mana, die es wissen muss: Schließlich hat sie gleich mehrere Bücher über den Eigensinn verfasst.

    Eigensinn: Viel besser als sein Ruf

    Eigensinn hat also oft noch ein negatives Image, das sich jetzt aber langsam wandelt: Eigensinnig sein heißt das konsequente Beharren auf und Vertreten der eigenen, von Überzeugungen getragenen Meinung. Wenn diese Haltung von Fachwissen getragen und mit Selbstbewusstsein untermauert wird, ohne Kritikfähigkeit auszuschließen, dann ist das für Selbständige eine perfekte Situation.

    Das Schwierige daran ist die Konfrontation mit anderen, denn als soziale Wesen möchten wir gemocht werden. Mit einer guten Prise Eigensinn wirst du viel mehr Menschen treffen, die du gegen den Strich strubbelst. Nimm‘ es als Kompliment, als Filter oder als Lernprozess: Ganz wie es für dich passt.

    Zur Selbstständigkeit gehört schließlich auch, dass du dir ganz anders als Angestellte am Ende immer aussuchen kannst, mit wem du arbeiten willst.

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