Unverpacktladen eröffnen
Was Sie wissen und beachten müssen
Inhaltsverzeichnis
Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen ein zentrales Element der Firmenphilosophie, wobei Unverpacktläden im Lebensmittel-Einzelhandel eine spezielle Form darstellen, die auf dem Verkauf von nachhaltigen Lebensmitteln und der Minimierung von Müll basiert. Unverpacktläden unterscheiden sich von herkömmlichen Supermärkten durch den Verzicht auf Umverpackungen und den Verkauf von „loser Ware“, die in mitgebrachten oder wiederverwendbaren Behältnissen abgefüllt wird, mit dem Ziel, das Zero Waste Prinzip umzusetzen. Die Zielgruppe von Unverpacktläden sind gut gebildete, einkommensstarke Personen, die offen für neue Ideen sind, einen hohen Qualitätsanspruch haben und Wert auf Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung legen.
Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein Trend, sondern ein fester Bestandteil in der zukunftsorientierten Firmenphilosophie zahlreicher Unternehmen. Eine besondere Form der Nachhaltigkeit im Lebensmittel-Einzelhandel ist die Geschäftsidee von einem Unverpacktladen. Das Konzept beruht auf dem Verkauf von nachhaltigen Lebensmitteln und der Kombination mit der bestmöglichen Reduktion von Müll. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei der Eröffnung und der Geschäftsführung von einem Unverpacktladen achten müssen.
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Was ist ein Unverpacktladen?
Als Unverpacktläden werden Geschäfte im Lebensmittel-Einzelhandel bezeichnet, die sich durch ihre nachhaltige Konzeption und den Verzicht auf Umverpackungen von klassischen Supermärkten und Discountern unterscheiden. Das Alleinstellungsmerkmal zeigt sich im Verkauf der „losen Ware“, die in vom Kunden mitgebrachten Gefäßen, in wiederverwendbaren Umverpackungen auf Pfandbasis oder in vergleichbaren Behältnissen abgefüllt werden. Das Ziel ist die bestmögliche Umsetzung eines Zero Waste Prinzips.
Grundlegend ist der Lebensmitteleinzelhandel ein umkämpfter Markt. Jeder Mensch muss essen, aber die Kriterien für den Einkauf unterscheiden sich stark: Während manche Menschen vor allem auf den Preis und / oder die Qualität schauen, zu dem sie ihre Waren erstehen, sind für andere ökologische Aspekte (regionale Lebensmittel, Bio Qualität, nachhaltiger Anbau, Verpackungsmüll) ebenfalls wichtig. Durch vielfältige Informationsquellen sind Verbraucher:innen heute gut informiert und können ihre persönlichen Kriterien vergleichsweise einfach in den Mittelpunkt der Kaufentscheidung stellen. Lebensmittelskandale, kommunizierte Firmenphilosophien und deren Umsetzung und viele weitere Aspekte sind für Käufer:innen heute gut zugänglich und beeinflussen die Kaufentscheidung maßgeblich.
Wer selbst zur Zielgruppe gehört, nachhaltig orientiert ist und bei der Unternehmensgründung für den Zero Waste Gedanken offen ist, dürfte demnach der:die perfekte Kandidat:in sein, um einen Unverpacktladen eröffnen zu können.
Welche Zielgruppe fühlt sich vom Unverpacktladen angesprochen?
Die Zielgruppe eines Unverpacktladens zeigt sich in Umfragen als offene, gut gebildete Menschen mit akademischer Bildung und einem guten Einkommen. Er:Sie ist aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen und Konzepten, ist aktiv und engagiert und interessiert sich für Trends und Diskussionen für eine gute Lebensqualität. Damit einher geht ein hoher Qualitätsanspruch, der Wunsch nach Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung. Um diesen Kriterien gerecht zu werden, sollten Gründer:innen eines Unverpacktladens die damit einhergehende Lebenseinstellung teilen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe erfüllen zu können. Damit steht beim Unverpacktladen eröffnen ein noch spezifischeres Konzept im Mittelpunkt des Geschäftsalltags, der in großen Teilen über die Anforderungen eines Biomarktes hinaus geht.
Was unterscheidet einen Unverpacktladen von anderen Lebensmittelgeschäften & Biomärkten?
Der größte Unterschied zwischen dem Unverpacktladen und anderen Geschäften für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln liegt im Zero Waste Prinzip. Statt auf verkaufsfertig verpackte Produkte werden Großgebinde eingekauft, die in geeigneten Behältnissen auf den Kauf durch Kund:innen warten.
In der Regel erfolgt der Einkauf durch Kund:innen, indem dieser geeignete Verpackungen für die lose Ware selbst mitbringt. Die Verkäufer:innen im Unverpacktladen nehmen dann die Bestellung auf und füllen die gewünschten Produkte in die Behältnisse um. Ein Pfandkonzept für Verpackungen, die den Kund:innen den Transport nach dem Kauf ermöglichen, sollte dennoch zur Verfügung stehen. Hierdurch wird spontanen Kund:innen, die keine eigenen Behältnisse im Gepäck haben, der Einkauf dennoch unter den besonderen Gesichtspunkten ermöglicht. Um den hohen Qualitätsansprüchen der Zielgruppe gerecht zu werden, ist ein umfassendes Produktangebot in bester Qualität, optimal in Bio Qualität, essentiell.
Wie kaufen Kund:innen in einem Unverpacktladen ein?
Das Einkaufen in einem Unverpacktladen unterscheidet sich vom regulären Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft. Während die Kund:innen in einem klassischen Geschäft mit einem Einkaufskorb oder Einkaufswagen durch die Gänge gehen und sich selbst ihre Waren aussuchen, steht im Unverpacktladen stets ein:e Verkäufer:in im engen Kundenkontakt. Dies gibt dem Einkauf im Unverpacktladen ein fast schon nostalgisches Flair mit Persönlichkeit, die ein wenig an die Tante-Emma-Läden der Vergangenheit erinnern.
In der Regel erfolgt der Einkauf wie folgt: Der:die Kund:in betritt mit eigenen Behältnissen das Geschäft und sucht die gewünschten Waren aus. Das Behältniswird zunächst leer gewogen und anschließend mit der gewünschten Ware gefüllt. Erneutes Wiegen erlaubt die genaue Berechnung der Füllmenge, die entsprechend dem Gewichtspreis bezahlt wird. Nun kann der:die Kund:in das Geschäft mit seinen:ihren Waren verlassen.
Waagen bilden somit einen wichtigen Aspekt beim Betreiben eines Unverpacktgeschäftes. Gewerblich genutzte Waagen müssen regelmäßig auf ihre Funktionalität geprüft und durch eine offizielle Prüfstelle amtlich geeicht (örtliches Eichamt) werden. Die Nacheichung von Kontrollwaagen muss stets nach einem Jahr wiederholt werden.
Quelle: splendid-research.com
Welche Voraussetzungen sind nötig, um einen Unverpacktladen eröffnen zu können?
An erster Stelle steht bei der Eröffnung von einem Unverpacktladen die grundlegende Berücksichtigung der Anforderungen für die Geschäftseröffnung. Ein Businessplan und ein Unternehmenskonzept bilden die Basis für jede erfolgreiche Geschäftsgründung. Hinzu kommen weitere Aspekte, die speziell auf den Bedarf für die Eröffnung des Unverpacktladens zugeschnitten sind. Hierzu zählen der geeignete Standort und gegebenenfalls weitere Vertriebswege, ein gutes Netzwerk an Lieferant:innen und ein Mitarbeiterteam, das die Werte des Unternehmens teilt. Des Weiteren sind ein sorgfältiges Lebensmittelhygienekonzept, ein individuell passendes und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechendes Müllentsorgungskonzept, ein guter Marketingplan und eine solide Finanzierung mit einer geeigneten Geschäftsform aufzubauen.
Standort & Vertriebswege
Der Unverpacktladen sollte ein ausreichend großes Ladenlokal mit einem entsprechenden Lagerplatz aufweisen. Zudem ist die Räumlichkeit für die Umsetzung eines Hygienekonzeptes so aufzubauen, dass alle Aspekte für den Lebensmittelschutz eingehalten werden. Die Anforderungen an die Räumlichkeiten sind entsprechend ungleich höher als die von regulären Lebensmittelgeschäften, die ausschließlich verpackte Waren anbieten. Für frische Produkte muss eine angemessene Kühlung sowohl im Verkaufsbereich als auch im Lager vorhanden sein. Zudem sind die Räumlichkeiten entsprechend der Lebensmittelhygieneverordnung zu zertifizieren, was eine Prüfung durch externe Prüfstellen in regelmäßigen Abständen (alle drei Jahre) sowie die Erfüllung von Überwachungsaudits (z.B. unangekündigte Besuche durch die Prüfstelle) einbezieht.
Der Standort des Geschäftes sollte für die Kund:innen gut zu erreichen sein, Lieferant:innen von kurzen Wegen von der Straße zum Abgabeplatz profitieren. Sind weitere Vertriebswege angedacht, sind gegebenenfalls weitere Aspekte zu beachten. Hierzu zählt die Anmeldung eines Reisegewerbes, wenn die Beschickung von regionalen Wochenmärkten in betracht gezogen wird. Ist ein Onlineshop und / oder Lieferservice geplant, empfiehlt sich eine entsprechende Konzeption des Versandes mit Pfandbehältern oder der ökologischen Gestaltung eines Lieferweges (regionale Auslieferung mit Lastenrädern oder E-Fahrzeugen), um das Alleinstellungsmerkmal des Unverpacktladens nicht zu gefährden.
Lieferantennetzwerk
Um ein gut strukturiertes Warensortiment anbieten zu können, ist für die Gründer:innen von einem Unverpacktladen ein gutes Netzwerk geeigneter Lieferant:innen wichtig. In der Regel werden regionale Anbieter bevorzugt und der Kontakt zu Bio-Landwirt:innen und nachhaltig orientierten Produzent:innen gepflegt. Die Regeln der Lebensmittelhygiene sind an allen Stellen regelmäßig zu prüfen, um die besonderen Erfordernisse für den Erhalt der Produktqualität bei der losen Ware zu erfüllen.
Mitarbeiterteam
Viele Unverpacktläden werden persönlich durch den:die Unternehmer:in geführt, der:die von einem kleinen Team unterstützt wird. Das zumeist eher kleine Team sollte sorgfältig ausgesucht werden, um nicht nur die Kundenbetreuung und den Firmenalltag gut zu bewältigen, sondern auch die Firmenphilosophie überzeugend nach außen darzustellen. Vorkenntnisse im Lebensmitteleinzelhandel sollten bei allen Teammitgliedern vorhanden und die Erfüllung der Hygienerichtlinien eine Selbstverständlichkeit sein. Flexibilität in der Aufgabenübernahme und den Arbeitszeiten sorgen nicht nur für den ungestörten Einkauf durch die Kund:innen, sondern erlauben auch in besonderen Situationen (z.B. im Krankheitsfall) den ungestörten Geschäftsbetrieb.
Lebensmittelhygienekonzept
Das Lebensmittelhygienekonzept im Unverpacktladen geht über die klassischen Bestimmungen im Lebensmittel-Einzelhandel hinaus. Die gesetzlichen Anforderungen für den Lebensmitteleinzelhandel sind in der EU-Verordnung VO 852-853/2004 festgelegt und enthalten allgemeine Vorschriften für die Lebensmittelhygiene in Unternehmen mit einem Warenangebot an Lebensmitteln. Das Lebensmittelhygienekonzept ist darauf ausgerichtet, Schäden an den Waren zu vermeiden, welche die Qualität beeinträchtigen und somit Käufer:innen und Verbraucher:innen gefährden könnten.
Lebensmittel müssen zu jeder Zeit vor Verunreinigungen durch Schmutz, Fremdkörper, Kontaminierung mit Bakterien, Krankheitserregern und Keimen sowie vor dem Verderb geschützt werden. Während verpackte Lebensmittel einen grundlegenden Schutz vor äußeren Einflüssen haben, ist in einem Unverpacktladen die lose Ware deutlich gefährdeter. Entsprechend präzise sollte das unternehmenseigene Hygienekonzept geregelt, gesteuert und überwacht werden, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Hilfreich ist somit die Kontaktaufnahme mit entsprechenden Prüfstellen (z.B. Gesundheitsamt) bei der Planung der Geschäftseröffnung von einem Unverpacktladen, um durch fachlich versierte Tipps und Lösungen die bestmöglichen Voraussetzungen für die Zertifizierung und den späteren Geschäftsalltag zu finden.
Quelle: splendid-research.com
Müllentsorgungskonzept
Wenngleich das Zero Waste Prinzip im Unverpacktladen den Mittelpunkt bildet, entsteht bei der Warenbeschaffung durch das Unternehmen dennoch Verpackungsmüll. Hierbei können nachhaltige Optionen wie Pfandgefäße, Papier und Stoffverpackungen (wo möglich) oder ähnliche Varianten mit dem Lieferantennetzwerk besprochen werden, um die Müllmenge bestmöglich zu reduzieren. Wo dies nicht möglich ist, sollten geeignete Entsorgungsoptionen nach den gesetzlichen Bestimmungen zur Verfügung stehen, die mit dem Hygienekonzept des Unternehmens im Einklang stehen.
Marketing
Erfolgreich Unverpacktladen eröffnen und führen ist die eine Sache, das Bekanntwerden von Geschäft und Firmenkonzept eine andere. Das Marketing sollte bereits von Beginn an mit einer gezielten Strategie die Firmenphilosophie und das Angebot bekannt werden lassen. Vor allem beim Unverpacktladen eröffnen ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, das Marketing optimal mit kleinen Investitionen voranzubringen. So kann der Kontakt zu Journalist:innen der Regionalzeitung gesucht werden, um über die Geschäftseröffnung zu berichten, Anzeigen im direkten Kontext zu Nachhaltigkeitsthemen zu schalten oder die regionalen Medien sogar zu einen Bericht über die Gründer:innen anregen. Kundenevents und Informationsveranstaltungen bieten sich ebenfalls an, um nach dem Unverpacktladen eröffnen die Zielgruppe direkt anzusprechen und den Medien spannende Informationen zu liefern.
Ein stimmiges Gesamtbild für das erfolgreiche Marketing bietet ein Unverpacktladen auch, wenn regelmäßig informative Tipps und Tricks für den Alltag vorgestellt werden. Kombiniert mit einer effizienten Corporate Identity erhöht sich der Wiedererkennungswert mit dem Branding von Firmenfarben, Firmenlogo und Firmenpräsenz. Diese sollte sich im besten Fall im Ladenlokal, in der Außenwerbung (Plakate, Fahrzeugbeschriftung) und auch in einer gelungenen Webpräsenz ergänzen.
Wenngleich das Geschäftsmodell bei einem Unverpacktladen eher auf den stationären Einzelhandel ausgelegt ist, sollten für das Marketing auch die modernen Optionen der Onlinewelt nicht vernachlässigt werden. Eine aussagekräftige Firmenwebseite, gegebenenfalls kombiniert mit einem Onlineshop für Vorabbestellungen oder Bestellungen mit Lieferservice sprechen die spezifische Zielgruppe der nachhaltig orientierten Kund:innen an. Auch kann der Onlineshop als virtuelles Schaufenster dienen, um Aktionen und Marktteilnahmen (Wochenmarkt, Saisonmärkte u.a.) bei der gewünschten Klientel bekannt zu machen. Und nicht zu unterschätzen: Kommunizieren Sie klar und deutlich die Öffnungszeiten und wie man Ihren Unverpacktladen erreicht.
Rechtsform des Geschäftes
Als alternatives Geschäftsmodell kommen bei der Gründung eines Unverpacktladens vielfältige Rechtsformen in Frage. So bieten sich neben der Gründung als Einzelunternehmen / Kleingewerbe, GbR, GmbH / UG auch Optionen an, das Geschäft als Verein oder als Genossenschaft zu gründen. Die richtige Wahl sollte entsprechend den Gründungsvoraussetzungen und den jeweiligen Formalitäten im besten Fall in Zusammenarbeit mit einer Unternehmens- oder Steuerberatung bestimmt und anschließend umgesetzt werden.
Einzelunternehmen
Das Einzelunternehmen ist unkompliziert und mit vergleichsweise wenigen Formalitäten umsetzbar. Das Geschäft muss dabei nur den:die Inhaber:in ernähren und gegebenenfalls die Kosten für Aushilfen decken. Die Risiken bei einem Einzelunternehmen / Kleingewerbe bestehen jedoch in der unbegrenzten Haftung sowie bei erfolgreichem Wachstum mit der möglichen Überforderung des Gründers bzw. der Gründerin.
GbR – Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Die GbR gleicht den Vorgaben des Einzelunternehmens, wird jedoch mit mindestens zwei Personen gegründet, die sich die Verantwortlichkeiten und das Risiko teilen. Nachteilig ist, dass das Umsatzvolumen entsprechend für beide Parteien ausreichen muss. Die Haftung ist unbegrenzt und von beiden Parteien gleichermaßen zu tragen. Eine spätere Umwandlung in eine GmbH erfordert komplexe Kenntnisse, die in der Regel mit einer Unternehmensberatung zusammen erfolgt.
GmbH / UG – Gesellschaft mit beschränkter Haftung / Unternehmergesellschaft
Die GmbH gilt in der Gründung als komplex. Jedoch erleichtert die Gründung späteres Unternehmenswachstum nicht nur, wenn mehrere Parteien an der Gründung beteiligt sind. Die Haftung ist für die Gründer:innen begrenzt und die Aufnahme von Investor:innen ist vergleichsweise einfach.
Verein
Ein Verein kann immer dann gegründet werden, wenn mit dem Geschäft ein gemeinnütziger Zweck verfolgt wird. Ein nicht-eingetragener Verein bedarf mindestens zweier Gründungsmitglieder, ein eingetragener Verein hingegen sieben. Als strukturell nachhaltiges Unternehmen bietet der Unverpacktladen eine optimale Basis, darf jedoch als Verein nicht im Vorrang auf den wirtschaftlichen Betrieb ausgerichtet sein. Hierdurch sind die Umsatzoptionen und der Verdienst für die einzelnen Vereinsmitglieder beschränkt, während die Mitglieder gleichzeitig den Betrieb finanzieren. Vereine werden daher in der Regel als Zweckbetrieb geführt, um das eigentliche Vereinsziel (z.B. Umweltschutzaktionen, Müllreduktion, Bereitstellung von Waren für die Vereinsmitglieder) zu gewährleisten.
Genossenschaft
Eine Genossenschaft ist ein Gemeinschaftsunternehmen, bei dem die beteiligten Parteien als Genoss:innen bezeichnet werden. Entscheidungen erfolgen basisdemokratisch und solidarisch durch die Genoss:innen, zu denen allerdings auch Lieferant:innen und Geschäftspartner:innen zählen können. Eine Genossenschaft muss zudem Mitglied im genossenschaftlichen Prüfverband sein, um die Gemeinnützigkeit des Unternehmens als Genossenschaft zu sichern.
Finanzierung
Die Unternehmensfinanzierung ist beim Unverpacktladen eröffnen mit den gleichen Aspekten behaftet wie jede Unternehmensgründung. Die nachhaltige Struktur erlaubt jedoch auch hier einige unkonventionelle Extras mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit.
Das Eigenkapital bezeichnet den Gesamtbetrag des Geldes, das der oder die Firmengründer:innen für die Gründung selbst aufbringen. Je nach angedachter Geschäftsform sind unterschiedliche Beträge notwendig. Während ein Einzelunternehmen theoretisch bereits mit einem Euro gegründet werden kann, muss für die Gründung als GmbH ein Eigenkapital von 25.000 Euro nachweislich vorliegen. Die Unternehmergesellschaft UG als GmbH in Gründung kann mit einem geringeren Betrag gegründet werden, muss jedoch festgelegte Rücklagen bilden, bis die 25.000 Euro vorliegen und die Unternehmensumwandlung erfolgen kann.
Investitionskredite & Förderkredite
Investitionskredite werden bei Geldgeber:innen aufgenommen, um große Investitionen für das Unternehmen zu bewerkstelligen. So kann beispielsweise die Ladeneinrichtung oder die Erstausstattung mit Waren über einen Investitionskredit finanziert werden. Häufig werden diese Kredite bei der Hausbank aufgenommen und mit Förderkrediten kombiniert. Förderkredite sind kostengünstige Finanzierungshilfen, die als zweckgebundene Kredite mit günstigen Konditionen beispielsweise von der KfW und anderen öffentlichen Stellen angeboten werden.
Teure Unternehmensinvestitionen sind mitunter günstiger über ein Leasing zu erstehen. Fahrzeuge, Kassensysteme oder vergleichbare Aspekte werden beim Leasing in einer besonderen Kombination aus Miete und Ratenzahlung für einen späteren Kauffall erstanden. Hierdurch lassen sich die Investitionskosten für die Firmengründung reduzieren.
Crowdfunding
Crowdfunding ist eine vergleichsweise junge Option, um Finanzierungen für Geschäftsgründungen zu verwirklichen. Über eine entsprechende Plattform wird dabei eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, in der sich theoretisch alle Menschen, vor allem aber die spätere Kundenzielgruppe direkt am Erfolg des Unternehmens beteiligen kann. Crowdfunding kann als Kredit umgesetzt werden, bei dem das Unternehmen die Investitionen der Crowd wieder zurückzahlt, alternativ als eine Art Spenden– oder Verkaufskonzept. Beispielsweise können spätere Produkte und Gutscheine von der Crowd vorbestellt werden, welche das Unternehmen nach erfolgreichem Crowdfunding ausliefert. Die Crowdfunding-Kampagne kann gerade bei der Zielgruppe nachhaltig orientierter Kunden sowohl eine erfolgreiche Finanzierung als auch ein innovativer Marketing-Clou sein.
Genossenschaftskredit bei Lieferant:innen
Erfolgt die Firmengründung als Genossenschaft, können Lieferant:innen als Genoss:innen in die Genossenschaft eintreten. Diese:r kann dann nach Vereinbarung Ware zur Verfügung (Naturalkredit) stellen und diese erst nach dem Verkauf nach Verbrauch berechnen. Hierdurch werden die Kapitalbindungskosten reduziert und die Lagerhaltung optimiert.
Welche Kenntnisse sollten Gründer:innen von Unverpacktläden mitbringen?
Möchten Sie als Gründer:in einen Unverpacktladen eröffnen, sollten Sie zunächst selbst überzeugte:r Verfechter:in einer Zero Waste Philosophie sein. Nur so kann der Blick auf die wirtschaftlichen Erfordernisse stets mit dem Alleinstellungsmerkmal des Unverpacktladens in Einklang kombiniert werden. Hinzu kommen selbstverständlich bei allem Idealismus für die Nachhaltigkeit und die Produktqualität grundlegende Kenntnisse als Unternehmer:in, um einen erfolgreichen Unverpacktladen eröffnen zu können.
Erfahrung im Einzelhandel
Als besondere Variante des Lebensmittel-Einzelhandels sollten Gründer:innen Erfahrungen im Einzelhandel, im besten Fall im Lebensmitteleinzelhandel besitzen. Hierdurch sind bereits umfassende Kenntnisse für gute Arbeitsabläufe im Geschäftsalltag, in den Erfordernissen für das Hygienekonzept und weitere Vorkenntnisse vorhanden.
Kaufmännische Kenntnisse
Unternehmer:innen müssen unabhängig von der Art der Geschäftsgründung grundlegende Kenntnisse im kaufmännischen Bereich mitbringen. Da gibt es auch beim Unverpacktladen eröffnen keine Ausnahme. Betriebswirtschaftliche Sachverhalte, Kosten-Nutzen-Rechnungen und die Buchhaltung sollten Gründer:innen nicht fremd sein. Sollte eine entsprechende Ausbildung nicht beim Gründungsteam vorhanden sein, sollte in jedem Fall eine entsprechende Weiterbildung für die Grundkenntnisse sorgen. Auch die Zusammenarbeit mit einer Unternehmens- oder Steuerberatung ist in diesen Fällen sinnvoll.
Sinn für unternehmerisches Risiko
Jede Selbständigkeit ist mit einem unternehmerischen Risiko verbunden. Auch beim Unverpacktladen eröffnen sich nicht einfach nur einen Umschlagplatz für Produkte, sondern auch ein Unternehmen mit wirtschaftlichen Anforderungen. Menschen, die das Risiko scheuen und auf Sicherheit setzen, sollten entsprechend gut überlegen, ob sie genügend Risikofreude und unternehmerische Eigenschaften mitbringen, um sich den Herausforderungen der Unternehmenswelt zu stellen.
Persönliche Eigenschaften: Kontaktfreude und Kundenorientierung
Wer im Einzelhandel arbeitet, hat immer mit vielen Menschen unterschiedlichster Art zu tun. Entsprechend sollte Offenheit und eine freundliche, positive Ausstrahlung mit Kontaktfreudigkeit kombiniert werden. Das Bedienkonzept im Unverpacktladen schränkt die Selbstbedienung durch die Kunden ein. So kann es für die Kundenorientierung einen maßgeblichen Unterschied machen, ob die Betreiber:innen in der Lage sind, aufgeschlossen auf Neu- und Stammkunden zuzugehen, das Unternehmenskonzept freundlich und offen erläutern zu können – und durch ein wenig Smalltalk eine gute Kundenbindung zu fördern.
Netzwerken als Hilfestellung
Die Unternehmenswelt der Nachhaltigkeits-Szene ist geprägt von einem sozialen und fairen Umgang. Dies wird von Netzwerken unter Gleichgesinnten bestmöglich unterstützt. So können Sie mit einem guten Lieferantennetzwerk, Kontakten zur solidarischen Landwirtschaft oder zu Bio-Landwirt:innen nicht nur im direkten Kontakt punkten, sondern auch im Miteinander sich gegenseitig unterstützen. Hinzu kommen im Bereich der Nachhaltigkeitsunternehmen häufig fließende Übergänge zwischen privaten und geschäftlichen Kontakten, die gepflegt werden sollten. So kann das persönliche Engagement mit nachhaltigen und ökologischen Vereinen, Schulen und anderen Unternehmen aus dem Nachhaltigkeitsbereich für alle Seiten förderliche Impulse setzen. Haben Sie ohnehin Kontakt zu Unverpacktläden in anderen Regionen, können Sie einen Unverpackt-Laden als Franchise überlegen – oder Ihr eigenes Unternehmen zu einem Franchise gestalten.
Gesetzliche Anforderungen im Lebensmittelhandel beim Unverpacktladen eröffnen
Beim Unverpacktladen eröffnen müssen zahlreiche Vorschriften und Regelungen der Unternehmensgründung allgemein und im speziellen im Lebensmittelhandel befolgt werden. Die Basis bildet die Gewerbeanmeldung und die Gründung in der vorher zu bestimmenden Rechtsform. Eine gute Informationsquelle bietet sich Ihnen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK), bei der eine Mitgliedschaft für Unternehmen im Einzelhandel verpflichtend ist.
Darüber hinaus sind folgende Regelungen und Vorschriften zu berücksichtigen:
- Meldepflichten, Schulungs- und Belehrungspflichten
- Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)
- EU-Verordnung Nr. 178/2002 (EU-Basisverordnung)
- Europäisches Hygienerecht für allgemeine Lebensmittelhygiene und Hygienevorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs
Nationale Lebensmittelhygiene-Verordnung - Infektionsschutzgesetz
- Lebensmittelinformations-Verordnung
Vor, während und nach der Gründung: Sicherung und Überblick der Finanzen
Um die Finanzen des Unternehmens ab der Zeitpunkt im Blick zu halten, in dem Sie den Unverpacktladen eröffnen, sind Versicherungen und die Buchhaltung wichtige Aspekte. Da die Produkte ohne Verpackung verkauft werden, sind höhere Sicherheitsrisiken zu bedenken, die nicht nur bestmöglich vermieden, sondern durch gute Versicherungen für den Worst Case abzudecken sind. Dies umfasst auch die Krankenversicherung oder typische Versicherungen für den Einzelhandel wie eine Betriebsunterbrechungsversicherung. Die Unternehmenshaftpflichtversicherung sollte konkret auf die Führung des Unverpacktladens ausgerichtet sein und entsprechend den Versicherungsschutz klassischer Lebensmittelgeschäfte überschreiten.
Die Buchhaltung ist ein dauerhafter Aspekt, der schon beim Unverpacktladen eröffnen berücksichtigt werden sollte. Die gewissenhafte Führung der Bücher kann mit guter Software optimal unterstützt werden. Das Kassensystem kann daran angegliedert sein, sollte jedoch unbedingt als Variante mit Grammwaage gestaltet sein, um die korrekte Abrechnung der Füllmengen zu gewährleisten. Ein gutes Buchhaltungsprogramm sollte zudem Schnittstellen zum Steuerbüro bieten, damit alle Daten ohne Verluste und Sicherheitslücken direkt an den externen Dienstleister zu übergeben sind. Möchten Sie die Buchhaltung hingegen selbst übernehmen, ist auf eine Buchhaltungssoftware mit Übertragungsoption an das Finanzamt wichtig.