Zuschlagskalkulation
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Zuschlagskalkulation Definition
Als Zuschlagskalkulation wird in der Betriebswirtschaft eine Art der Kostenrechnung bezeichnet. Sie wird verwendet, um Angebotspreise zu ermitteln und kommt dann zum Einsatz, wenn in einem Betrieb verschiedene Produkte hergestellt werden.
Diese Arten der Zuschlagskalkulation gibt es
Grundsätzlich werden die folgenden Verfahren der Zuschlagskalkulation unterschieden:
- Summarische Zuschlagskalkulation
- Differenzierende Zuschlagskalkulation
Diese Verfahren werden wir Ihnen im Folgenden näher vorstellen. Sie sollten jedoch beachten, dass die Zuschlagskalkulation immer mehr an Bedeutung verliert. Stattdessen rücken andere Verfahren, zum Beispiel der Maschinen- oder Arbeitsstundenkostensatz in den Vordergrund. Diese sind aussagekräftiger.
Summarische Zuschlagskalkulation
Die summarische Zuschlagskalkulation ist recht ungenau und sollte nur in Unternehmen angewendet werden, die geringe Gemeinkosten besitzen. Eine Kostenstellenrechnung ist dabei nicht vonnöten. Sie kann wiederum in zwei unterschiedliche Verfahren aufgeteilt werden, nämlich in die kumulative und in die elektive Zuschlagskalkulation.
Kumulative Zuschlagskalkulation
Rechnen Sie alle Einzelkosten zusammen, die den Erzeugnissen eines Abrechnungszeitraumes zugeordnet werden können. Anschließend werden die Gemeinkosten ermittelt. Mithilfe folgender Rechnung wird der Zuschlagssatz ermittelt:
Zuschlagssatz = gesamte Gemeinkosten des Zeitraums / Gesamte Einzelkosten des Zeitraums
Beachten Sie jedoch, dass die Rechnung unterstellt, dass ein konstantes Verhältnis zwischen den Gemeinkosten und unterschiedlichen Einzelkostenarten herrscht.
Beispiel:
Materialkosten | 100 EUR | ||
+ Fertigungslohnkosten | + 200 EUR | ||
= Summe Einzelkosten | = 300 EUR | ||
+ Gemeinkosten 10 % von 300 EUR | + 30 EUR | ||
= Selbstkosten | = 330 EUR |
Elektive Zuschlagskalkulation
Auch die elektive Zuschlagskalkulation besteht aus einer sehr einfachen Rechnung. Sie liefert in der Regel aber genauere Ergebnisse. Dabei liegt folgende Berechnung des Kalkulationssatzes zugrunde.
Zuschlagssatz = Summe der Lohnkosten im Abrechnungszeitraum / Summe der Gemeinkosten im Abrechnungszeitraum
Das Ergebnis multiplizieren Sie mit dem Faktor 100%.
Beispiel:
Materialkosten | 60,00 EUR | ||
+ Fertigungslohnkosten | + 240,00 EUR | ||
= Summe Einzelkosten | = 300,00 EUR | ||
+ Gemeinkosten 12,5 % von 300 EUR | + 37,50 EUR | ||
= Selbstkosten | = 337,50 EUR |
Differenzierende Zuschlagskalkulation
Bei dieser Variante werden die Gemeinkosten den jeweiligen Bereichen zugerechnet, in denen sie entstehen, zum Beispiel:
- Material
- Fertigung
- Verwaltung
- Vertrieb
Bei der tieferen Gliederung dieser Hauptkostenstellen kommt man zwangsläufig zu
- Materialkostenstellen (z. B. Einkauf, Lager)
- Fertigungskostenstellen (z. B. Zuschnitt, Bearbeitung, Montieren)
- Verwaltungskostenstelle (z. B. Personal, Finanzbuchhaltung)
- Vertrieb (z. B. Marketing, Verkauf)
Durch dieses sortierte Zuordnen der Gemeinkosten entsprechend der Verursachung zu ihren jeweiligen Kostenstellen, wird die Einführung der Kostenstellenrechnung notwendig bzw. entsteht diese. Ebenso wie diese Zuordnung sollte die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge zweckmäßigerweise mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens (BAB) erfolgen. Dazu muss angemerkt werden, dass die Form des BAB auch durch die Art des verwendeten Kalkulationsverfahrens bestimmt wird.
Um mögliche Fehler bei diesem Verfahren klein zu halten, ist die Wahl der richtigen Bezugsbasis besonders wichtig.
Praxis-Tipp: Differenzierende Zuschlagskalkulation
Eine kleine Bezugsgröße in Verbindung mit hohen zu verrechnenden Gemeinkosten führt zu einem hohen Zuschlagsatz. Kleine Fehler bei der Ermittlung der Einzelkosten wirken sich spürbar auf das Ergebnis aus.
Diese Eigenschaft führt heute vor allem im Bereich der Fertigung zu einer starken Abwertung der Zuschlagskalkulation, weil dabei der Fertigungslohn als Basis für die Gemeinkostenverrechnung herangezogen wird. Durch die weitreichende Mechanisierung und Automation der Produktion mit einem geringer werdenden Lohnanteil am Erzeugnis selbst ist der Lohn als Bezugsgröße für Gemeinkostenzuschläge der Fertigung nicht mehr brauchbar.
Neben der Ermittlung der Gemeinkostenzuschläge kommen der Kostenstellenrechnung noch andere Aufgaben zu:
- Berechnung durchschnittlicher Verrechnungssätze für die Leistungen der Kostenstellen
- Erstellung statistischer Unterlagen für den Kostenvergleich, zur Kontrolle der betrieblichen Kostenstruktur
Für die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge gilt: Die Ermittlung des Zuschlags erfolgt auf der Basis der in den jeweiligen Bereichen entstandenen Einzelkosten.
Formeln
Bei der Ermittlung des Materialgemeinkostenzuschlags muss als Basis die Summe der Materialeinzelkosten verwendet werden.
Formel für die Berechnung des Zuschlags in Prozent:
Materialgemeinkostenzuschlag = (Materialgemeinkosten / Materialeinzelkosten) x 100 %
In den Fertigungskostenstellen dienen als Basis für die Zuschläge die jeweiligen Fertigungslohnsummen.
Formel für die Berechnung des Zuschlags in Prozent:
Fertigungsgemeinkostenzuschlag = (Fertigungsgemeinkosten / Lohneinzelkosten) x 100 %
Für die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkostenzuschläge werden in der Regel die Herstellkosten als Bezugsgröße verwendet; in Einzelfällen, z. B. bei starken Materialpreisschwankungen auf dem Materialmarkt oder bei Herstellung gleichartiger Produkte mit unterschiedlichen Fertigungsmaterialien, können als Basis auch die Fertigungskosten in der Kostenrechnungdienen, dadurch wird die Verstärkung der Kostenschwankung im Kalkulationsergebnis, verursacht durch prozentuale Zuschläge, aufgefangen.
Formeln für die Berechnung der Zuschläge in Prozent:
Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = (Vertriebsgemeinkosten / Herstell- bzw. Fertigungskosten) x 100 %
Vertriebsgemeinkostenzuschlag = (Vertriebsgemeinkosten / Herstell- bzw. Fertigungskosten) x 100 %
Die Zuschläge für Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten unterliegen bei der Berechnung zwar der gleichen Bezugsgröße, werden aber in der Praxis aus Gesichtspunkten der Kostenkontrolle getrennt gehalten.
Beispiel einer Selbstkosten-Kalkulation
Gegebene Daten:
Materialeinzelkosten 35 EUR/Stück
Materialgemeinkosten 13 % von Materialeinzelkosten
Fertigung | |||||
– Zuschnitt: | Fertigungszeit | = 0,25 Std./Stück | |||
Fertigungslohn | = 15 EUR/Std. | ||||
Fertigungsgemeinkostenzuschlag | = 320 % | ||||
– Bearbeitung: | Fertigungszeit | = 0,50 Std./Stück | |||
Fertigungslohn | = 17 EUR/Std. | ||||
Fertigungsgemeinkostenzuschlag | = 420 % | ||||
– Montage: | Fertigungszeit | = 0,35 Std./Stück | |||
Fertigungslohn | = 16 EUR/Std. | ||||
Fertigungsgemeinkostenzuschlag | = 380 % | ||||
– Sondereinzelkosten der Fertigung: | |||||
Montagevorrichtung zu 3.500 EUR bei einer zu erwartenden Stückzahl von 1.000 Stück | |||||
Verwaltungsgemeinkosten | 8 % von Herstellkosten | ||||
Vertriebsgemeinkosten | 11 % von Herstellkosten |
Materialeinzelkosten | 35,00 EUR/Stück | ||
Materialgemeinkosten 13 % von 35,00 EUR | 4,55 EUR/Stück | ||
Materialkosten | 39,55 EUR/Stück |
Fertigung | |||
Zuschnitt: | Fertigungslohn | 3,75 EUR/Stück | |
Fertigungsgemeinkosten | 12,00 EUR/Stück | ||
Bearbeitung: | Fertigungslohn | 8,50 EUR/Stück | |
Fertigungsgemeinkosten | 35,70 EUR/Stück | ||
Montage: | Fertigungslohn | 5,60 EUR/Stück | |
Fertigungsgemeinkosten | 21,28 EUR/Stück | ||
Sondereinzelkosten der Fertigung | 3,50 EUR/Stück | ||
Fertigungskosten | 90,33 EUR/Stück | ||
Herstellkosten | 129,88 EUR/Stück | ||
Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten | 24,68 EUR/Stück | ||
Selbstkosten | 154,56 EUR/Stück |
Bezugsgrößenkalkulation
Eine wesentliche Verbesserung und Weiterentwicklung der bisher beschriebenen Zuschlagskalkulation erfolgt, wenn die durchschnittlichen Fertigungsgemeinkostenzuschläge der einzelnen Fertigungskostenstellen von arbeitsplatzbezogenen Platzkostensätzen, Maschinen- oder Arbeitsstundenkostensätzen abgelöst werden, denn das reine Zuschlagsverfahren kennt keine verursachungsgerechte Zurechnung von Fixkosten.
Dies wird aber möglich, wenn eine Maschinenstundensatz– oder Platzkostenrechnung durchgeführt wird. Dabei werden aus den Fertigungsgemeinkosten die Maschinen- oder Platzkosten herausgenommen, die verbleibenden sogenannten Restfertigungsgemeinkosten können entweder im Platzkostensatz als Zuschlag, der jetzt aber wesentlich geringer ist, somit auch mit geringeren Fehlern behaftet ist, berücksichtigt oder über den separat gerechneten Fertigungslohn zugeschlagen werden. Der Kostenträger wird jetzt mit diesen differenzierten Kostensätzen direkt belastet. Diese Art der Kalkulation wird auch als Bezugsgrößenkalkulation bezeichnet.
Beispiel Bezugsgrößenkalkulation auf Basis von Stundensätzen
Gegebene Daten:
Materialeinzelkosten 35 EUR/Stück
Materialgemeinkosten 13 % von Materialeinzelkosten
Fertigung | |||
Zuschnitt | |||
Sägerei | Fertigungszeit | = 0,25 Std./Stück | |
Stundensatz | = 63 EUR/Std. | ||
Bearbeitung: | |||
Fräsen | Fertigungszeit | = 0,20 Std./Stück | |
Stundensatz | = 93 EUR/Std. | ||
Bohren | Fertigungszeit | = 0,30 Std./Stück | |
Stundensatz | = 35 EUR/Std. | ||
Montage: | Fertigungszeit | = 0,35 Std./Stück | |
Stundensatz | = 61 EUR/Std. | ||
Sondereinzelkosten der Fertigung: | |||
Montagevorrichtung zu 3.500 EUR bei einer zu erwartenden Stückzahl von 1.000 Stück | |||
Verwaltungsgemeinkosten | 8 % von Herstellkosten | ||
Vertriebsgemeinkosten | 11 % von Herstellkosten |
Materialeinzelkosten 35 EUR/Stück | 35,00 EUR/Stück | ||
Materialgemeinkosten 13 % von 35.00 EUR | 4,55 EUR/Stück | ||
Materialkosten | 39,55 EUR/Stück | ||
Fertigung | |||
Zuschnitt: | |||
Sägen | Fertigungskosten | 15,75 EUR/Stück | |
Bearbeitung: | |||
Fräsen | Fertigungskosten | 18,60 EUR/Stück | |
Bohren | Fertigungskosten | 10,50 EUR/Stück | |
Montage: | Fertigungskosten | 21,35 EUR/Stück | |
Sondereinzelkosten der Fertigung | 3,50 EUR/Stück | ||
Fertigungskosten | 69,70 EUR/Stück | ||
Herstellkosten | 109,25 EUR/Stück | ||
Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 19 % von 109,25 EUR | 20,75 EUR/Stück | ||
Selbstkosten | 130,00 EUR/Stück |
Materialeinzelkosten 35 EUR/Stück | 35,00 EUR/Stück | ||
Materialgemeinkosten 13 % von 35.00 EUR | 4,55 EUR/Stück | ||
Materialkosten | 39,55 EUR/Stück | ||
Fertigung | |||
Zuschnitt: | |||
Sägen | Fertigungskosten | 15,75 EUR/Stück | |
Bearbeitung: | |||
Fräsen | Fertigungskosten | 18,60 EUR/Stück | |
Bohren | Fertigungskosten | 10,50 EUR/Stück | |
Montage: | Fertigungskosten | 21,35 EUR/Stück | |
Sondereinzelkosten der Fertigung | 3,50 EUR/Stück | ||
Fertigungskosten | 69,70 EUR/Stück | ||
Herstellkosten | 109,25 EUR/Stück | ||
Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 19 % von 109,25 EUR | 20,75 EUR/Stück | ||
Selbstkosten | 130,00 EUR/Stück |
Kalkulation von Kuppelprodukten (= verbundene Produkte)
Bei der Herstellung von Erzeugnissen, bei denen zwangsläufig aufgrund der Fertigungstechnologie gleichzeitig mehrere verschiedene Erzeugnisse aus denselben Rohstoffen entstehen, deren Mengenrelationen relativ starr sind, spricht man von Kuppelprodukten. Beispiele sind Raffinerie-, Gas- und Hochofenprozesse.
Hierbei können nur Gesamtkosten ermittelt werden, deshalb ist eine verursachungsgerechte Anrechnung der Fertigungskosten auf die Teilprodukte in dieser Fertigungsstufe praktisch unmöglich.
Man bedient sich hierbei einer fiktiven Kostenrechnung, die sich an den Marktpreisen orientiert. Es gibt zwei Arten dieser Verrechnung: die Subtraktionsmethode oder Restwertrechnung und die Verteilungsmethode.
Bei der Restwertrechnung werden die Gesamtkosten um die Erlöse der sogenannten Nebenprodukte vermindert und ergeben so die rechnerischen Restkosten des Hauptprodukts.
Bei der Verteilungsmethode werden die Gesamtkosten nach verschiedenen Schlüsseln auf die einzelnen Haupt- und Nebenprodukte verteilt: z. B. nach Erlösen, Mengen oder technischen Eigenschaften.
Diese Kostenverteilung entspricht dem Arbeiten mit Äquivalenzziffern, wobei man hierbei nicht von der Kostenseite argumentiert, sondern von der Ertragsseite (Äquivalenzziffernkalkulation). Bei diesem Verfahren werden die Schwächen der Kostenrechnung sehr deutlich, denn ein Arbeiten mit Kostenverteilungsschlüsseln vernachlässigt zwangsläufig eine verursachungsgerechte Kostenverrechnung und schließt damit eine ursächliche Erfolgsrechnung aus.
Berücksichtigung von Fertigungsabfällen bei der Kalkulation
Erzielen Abfälle aus der Produktion Erlöse, so werden diese von den sie verursachenden Fertigungsmaterialeinzelkosten abgezogen. Verursachen Abfälle Kosten, so werden diese entsprechend den Materialeinzelkosten zugeschlagen.