Standortfaktoren
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Bei der Wahl des Standorts Ihres Unternehmens müssen Sie sich über einige Dinge Gedanken machen, wenn Sie das Beste aus Ihrer Umgebung herausholen wollen. Diese Standortfaktoren können den Erfolg Ihres Unternehmens beeinflussen.
Standortfaktoren Definition
Unter den Standortfaktoren versteht man die Bedingungen und Einflüsse, die sich positiv oder negativ auf Ihr Unternehmen auswirken und mit dem Standort verbunden sind. Es handelt sich dabei um wirtschaftliche, standortspezifische Vor- und Nachteile.
Unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein, den Standort eines Unternehmens zu ändern. Die Standortfaktoren geben Aufschluss darüber, wie sich die Umgebung auf den Erfolg auswirkt. Dafür wird eine Unterteilung in harte und weiche Standortfaktoren vorgenommen, die in ihrer Aussagekraft unterschiedlich stark sind.
Wann sind Standortfaktoren wichtig?
Standortfaktoren sind im Grunde durchgehend ein wichtiger Aspekt, der sich auf den Erfolg eines Unternehmens auswirkt. Das beginnt bereits bei der Gründung eines Unternehmens. Der richtige Standort kann darüber entscheiden, ob ein Unternehmen auf dem gewünschten Markt ankommt oder nicht.
Ein ungünstiger Standort kann beispielsweise schon bei der Unternehmensgründung dafür sorgen, dass das Unternehmen nicht wahrgenommen wird oder bestimmte Strukturen nicht wie gewünscht funktionieren, wodurch direkt Nachteile entstehen. Angenommen, Ihr Unternehmen stellt ein Produkt her, für das bestimmte Waren benötigt werden, die in der Umgebung nur schwer zu bekommen sind: Dann ist der Standort schlecht gewählt, denn es kann schnell zu Engpässen in der Warenlieferung und dementsprechend der Produktion kommen. Längere Transportwege kosten nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Beides Faktoren, die nur bis zu einer bestimmten Grenze verfügbar sind.
Aus den gleichen Gründen ist der Standort auch wichtig, wenn eine neue Filliale eröffnet oder das Unternehmen aufgespalten wird. Auch beim Standortwechsel oder dem Outsourcing müssen die Standortfaktoren beachtet werden.
Worauf wirken sich Standortfaktoren aus?
Die Standortfaktoren haben einen gewissen Einfluss auf fast alle Abläufe in einem Unternehmen. Das beginnt bereits bei den verfügbaren Bewerbern. Gibt es im entsprechenden Standort genügend qualifiziertes Personal oder müssen diese weit anreisen?
Die Auswirkungen auf die Produktion haben wir bereits erläutert. Das kann sich aber auch auf weitere Bereiche wie den Vertrieb ausweiten. Wie einfach ist die Anfahrt für Speditionen und wie weit muss das Produkt vom Unternehmen aus geliefert werden, um in den Handel zu kommen?
Alle Faktoren, die Kosten verursachen und unmittelbar mit dem Standort zusammenhängen, müssen bei der Standortwahl bedacht werden. Andernfalls entstehen unnötige Ausgaben, die schnell zu finanziellen Problemen führen können.
Der Einfluss der Standortfaktoren ist unterschiedlich hoch. Der Einfluss auf die Standortfaktoren selbst ist zudem nicht immer steuerbar und manchmal nicht vorhersehbar. Für eine gewisse Übersicht werden die Standortfaktoren deshalb in harte und weiche Faktoren unterteilt.
Harte und weiche Standortfaktoren
Die Standortfaktoren teilen sich in zwei Kategorien auf: harte und weiche Standortfaktoren.
Von der Bedeutung her sind die harten Standortfaktoren wichtiger, aber die weichen Standortfaktoren gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Beispiele für harte Standortfaktoren
Die harten Standortfaktoren unterliegen nur geringen Veränderungen und können deshalb von Ihnen gemessen und quantifiziert werden. Sie können die harten Standortfaktoren direkt in die Standortanalyse integrieren. Vor allem die Infrastruktur ist ein wichtiger Bestandteil der harten Standortfaktoren.
Zu den harten Standortfaktoren gehören unter anderem:
- Lage – liegt das Unternehmen in einem Gebiet mit anderen Unternehmen (Industriegebiet) oder alleine für sich zwischen Wohnhäusern oder anderen Gebäuden, wo es schwerer zu entdecken ist?
- Verkehrsanbindung – damit einher geht auch die Anfahrtsmöglichkeit, die möglichst simpel sein sollte
- Verfügbarkeit von Rohstoffen – Rohstoffe sollten möglichst einfach zu erwerben und anzuliefern zu sein
- Transportkosten – müssen Sie Rohstoffe von weiter weg bestellen, steigen die Transportkosten
- Mietkosten – die Höhe der Miete für Bürogebäude, Lagerhallen und alle anderen Gebäude, die Sie für Ihr Unternehmen benötigen
- Arbeitnehmer:innen – die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Ihrer Branche und generell die Größe des Arbeitsmarkts vor Ort
- Kundschaft – besteht vor Ort eine Nachfrage zu Ihrem Angebot und wenn ja, wie hoch ist diese? Vor allem, wenn Sie Dienstleistungen anbieten, ist dieser Faktor sehr wichtig, da Sie lange Arbeitswege dann möglichst vermeiden wollen. Ein Produkt hingegen kann natürlich auch über weitere Strecken ausgeliefert werden. Dann spielen aber auch die Transportkosten wieder eine größere Rolle.
- Fördermittel – gibt es in der Region oder dem Bundesland bestimmte Förderprogramme oder -mittel, die Sie nutzen können?
Wie Sie sehen, überschneiden sich manche Faktoren und greifen zum Teil ineinander. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie sich genau mit den harten Standortfaktoren auseinandersetzen, bevor Sie einen Standort auswählen.
Beispiele für weiche Standortfaktoren
Die weichen Standortfaktoren lassen sich nicht genau bemessen. Außerdem unterliegen die weichen Faktoren möglichen Änderungen, auf die kaum ein Einfluss besteht.
Zu den weichen Standortfaktoren gehören zum Beispiel:
- politische Verhältnisse – regierende Parteien der Region und des Bundeslands und damit verbunden auch spezielle Gesetze und Regelungen, die nicht national geltend sind
- Bürokratie – wo müssen Sie Ihr Unternehmen anmelden und wie einfach ist diese Prozedur?
Die weichen Standortfaktoren werden zusätzlich in zwei Unterkategorien aufgeteilt. Es gibt die unternehmensbezogenen und die personenbezogenen Faktoren.
Unternehmensbezogene Faktoren
Für die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens sind unternehmensbezogene Faktoren relevant. Dazu gehören beispielsweise:
- Konkurrenz – gibt es viele Konkurrenten in Ihrer Branche vor Ort, müssen Sie sich sozusagen gegen diese behaupten, was das Geschäft beeinflusst, andererseits bedeutet viel Konkurrenz aber auch meistens, dass für Ihre Branche eine hohe Nachfrage am Standort besteht
- Wirtschaftsklima – wie steht es generell um die Wirtschaft in der Region bzw. dem Ort?
Personenbezogene Faktoren
Personenbezogene Faktoren beziehen sich auf die Umgebung für Sie und Ihre Angestellten und haben vor allem einen Einfluss auf das Umfeld und die Umwelt der Personen vor Ort. Beispiele für die personenbezogenen Faktoren sind:
- Wohnumgebung – Qualität von Wohnungen und Häusern, Aufbau von Stadtbereichen und Vierteln
- Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten – sind Schulen für die Kinder Ihrer Angestellten vor Ort und zusätzlich: wenn Sie in Ihrem Unternehmen Auszubildende haben, gibt es Berufsschulen für Ihre Branche in der näheren Umgebung
Quantitative und qualitative Standortfaktoren
Eine zusätzliche Unterscheidung der Standortfaktoren lässt sich durch die Trennung der quantitativen und der qualitativen Faktoren vornehmen.
Quantitative Standortfaktoren beziehen sich auf die finanziellen Aspekte des Standorts. Zu ihnen gehören:
- die Steuern
- die Miete
- das Gehalt
- die Subventionen
Qualitative Standortfaktoren sind die subjektiven Merkmale eines Standorts. Das sind:
- die öffentliche Meinung
- das Bildungsniveau
- das kulturelle Angebot
- die Infrastruktur
- die Konkurrenz
Standortfaktoren auswerten
Für die Auswertung von Standortfaktoren gibt es zwei etablierte Methoden: das Steiner-Weber-Modell und das Scoring Verfahren.
Das Steiner-Weber-Modell
Beim Steiner-Weber-Modell stehen die Standortfaktoren im Fokus, die sich auf den Transport von Waren und Produkten beziehen. Deshalb ist es in erster Linie für den Standort von Lagern oder Produktionsstätten sinnvoll anzuwenden.
Als Grundlage nimmt das Steiner-Weber-Modell eine Karte mit Koordinatensystem. Dadurch kann der perfekte Standort in der Theorie auf den Millimeter genau bestimmt werden. Allerdings beachtet dieses Modell nicht, ob dieser Standort überhaupt verfügbar oder nutzbar ist. Es könnte beispielsweise sein, dass Sie einen Lagerstandort für zwei Filialen mit dem Steiner-Weber-Modell suchen und der perfekte Standort liegt mitten in einem Naturschutzgebiet, das sich zwischen den beiden Filialen befindet.
Das Steiner-Weber-Modell ist deshalb in der Regel eher für eine erste grobe Richtung verwendbar. Auf der Basis des Ergebnisses können Sie nach geeigneten Standorten in der unmittelbaren Umgebung des perfekten Standorts suchen.
Das Scoring-Verfahren
Dabei kann Ihnen das Scoring-Verfahren helfen. Beim Scoring-Verfahren werden mehrere Standorte auf Basis zuvor bestimmter Standortfaktoren miteinander verglichen.
Sie können sich also beispielsweise drei mögliche Standorte heraussuchen und mit dem Scoring-Verfahren den laut durchschnittlichen Werten optimalen herausfinden.
Dafür erstellen Sie eine Tabelle, in denen die entsprechenden Standortfaktoren und deren Gewichtung miteinander verglichen werden. Die einzelnen Faktoren bewerten Sie dabei pro Standort auf einer Skala von 1 bis 10. Der höchste Wert ist der beste und der Standort mit dem höchsten Gesamtwert ist der optimale Standort.
Eine Tabelle im Scoring-Verfahren kann zum Beispiel so aussehen:
Kriterien | Gewichtung | Standort A | Standort B | Standort C |
Konkurrenz | 0,25 | 7 | 4 | 10 |
Kundennähe | 0,25 | 9 | 7 | 5 |
Arbeitnehmer | 0,2 | 8 | 6 | 9 |
Infrastruktur | 0,2 | 8 | 5 | 8 |
Immobilien | 0,1 | 6 | 9 | 3 |
Summe | 1 | 7,8 | 5,85 | 7,45 |
Den höchsten Wert hat also Standort A und ist somit der optimale Standort. Standort C wäre eine gute Alternative. Standort B liegt eher abgeschlagen auf dem dritten Platz
Fazit
Standortfaktoren sind ein wichtiger Aspekt, der über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens bestimmen kann. Das beginnt bereits bei der Unternehmensgründung und zieht sich durch die gesamte Laufbahn. Immer, wenn eine Entscheidung bezüglich der Umgebung und der äußeren Einflüsse eines Unternehmens getroffen werden muss, spielen die Standortfaktoren dabei eine große Rolle.
Die meisten Standortfaktoren sind zwar deutlich erkennbar, aber nur schwer mit einem festen Wert zu bestimmen. Deshalb basieren die Auswertungen eher auf Einschätzungen und Selbstbewertungen von Situationen. Das Ergebnis kann aber trotzdem aussagekräftig sein.