Joint Venture
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Joint Venture?
Eine enge Kooperation zwischen zwei oder mehr Firmen bzw. Unternehmen wird ein Joint Venture genannt. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „gemeinsames Wagnis“.
Eine solche Kooperation kann für unterschiedlich lange Zeiträume zustande kommen. Die gemeinsamen Ziele können dafür auch mit entscheidend sein:
- gemeinsame Arbeit an einem definierten Projekt
- Entwicklung eines bestimmten Produktes
- Durchführung einer gemeinsamen Kampagne
- Erreichen einer bestimmten Marktposition
Während der Zeit dieser Zusammenarbeit bleiben alle beteiligten Unternehmen rechtlich und wirtschaftlich autark.
Abb. 1: Joint Venture Merkmale
Wann eignet sich ein Joint Venture?
Die Gründe für ein Joint Venture können vielfältig sein. In den meisten Fällen wird es gewählt, um das Risiko auf mehrere Unternehmen zu verteilen. Ein anderer Grund kann die Verteilung von Ressourcen sein, weil sich mehrere Unternehmen zusammenschließen, die sich von den Leistungen her ergänzen.
Auch die Eigenschaften von Unternehmen können beim Joint Venture eine Rolle spielen. So können zum Beispiel die Wettbewerbsposition, der Standort oder die Marktkenntnisse eines anderen Unternehmens im Rahmen eines Joint Ventures genutzt werden.
Dadurch werden beispielsweise neue Märkte erschlossen. Das kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn sich ein Unternehmen auf ausländischen Märkten etablieren will. Durch ein Joint Venture mit Unternehmen, die bereits auf diesen Märkten präsent sind, wird der Einstieg erleichtert.
Joint Venture Arten
- Horizontal etabliert:
Bei dieser Motivlage finden sich Firmen der gleichen Branche in einem Interessenverbund. Das können beispielsweise mehrere Künstleragenturen oder verschiedene Anwaltskanzleien sein. - Konzentrisch etabliert:
Hier kommen Partner aus ähnlichen Branchen zusammen. Hier hofft man auf Synergieeffekte. Dies könnte etwa ein Taxibetrieb und ein Krankentransportunternehmen sein. - Konglomerat:
Beim Konglomerat gibt es keinen direkten Branchenzusammenhang der sich bindenden Unternehmen, so etwa eine Anwaltskanzlei und ein Telefonanbieter. - Vertikal etabliert:
Ein Miteinander von Unternehmen entwickelt sich, die in unterschiedlichen Phasen und Stufen einer Produktionshistorie stehen. Das wäre der Fall bei einer Literaturagentur, einem Verlag und einer Buchhandelskette.
Abb. 2: Joint Venture Arten
Kooperationsformen
- Contractual Joint Venture:
Hier sind vertragliche Vereinbarungen und die Handhabung von Finanzierung, Risiko und eventuellen Verlusten definiert. Die Teilnehmer entscheiden frei, ob ihr Joint Venture eine unabhängige Rechtsform erhalten soll oder auch nicht. - Equity Joint Venture:
Es entsteht ein gemeinschaftliches Unternehmen mit Risiko- und Kapitalbeteiligung der Teilnehmer. Das so entstehende Unternehmen ist juristisch eigenständig.
Geographische Dimension
- Domestic Joint Venture:
Dies bezeichnet Zusammenschlüsse innerhalb eines Landes. - International Joint Venture:
Hierbei hat wenigstens ein Partner seinen Unternehmenssitz in einem anderen Land als das des Joint Ventures.
Welche Rechtsform kann ein Joint Venture haben?
Joint Ventures können sich nach unterschiedlichen Rechtsformen gründen. Die häufigsten Formen sind eine Aktiengesellschaft (AG) und die Gemeinschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).
Als Partner ist für Sie wichtig zu beachten, welche Rechtsform sie gewählt haben. Für Ihre Rechnungslegung und Buchführung hat dies entscheidende Konsequenzen: Das Handelsgesetzbuch (HGB) ist grundlegend für Personenhandels- oder Kapitalgesellschaften.
Bei der Rechtsform Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gibt es zur Rechnungslegung keine Vorschriften. Stimmen Sie im Vorfeld Ihre Softwaresysteme auf die zu erwartende Situation ab.
Der Joint Venture Vertrag
Das, was ein oder mehrere Unternehmen miteinander verbindet, ist ein gemeinsames Ziel oder Vorhaben. Dieses wird in einem gemeinsamen Vertrag definiert und festgelegt. Darüber hinaus werden darin weitere mögliche Aspekte geregelt:
- Regelung zur Verteilung erzielter Gewinne
- Fragen einer gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung, Leitung und Regelung von Geschäftsabläufen
- Klärung des Umgangs mit neu gewonnenen oder erworbenen Rechten, Patenten und anderen ähnlichen Gütern
Planen Sie für Ihr Unternehmen eine Bindung in einem Joint Venture, dann sollten sie vorher für sich klare Positionen zu diesen und weiteren Aspekten herausarbeiten. Diese sollten dann mit den Partnern vertraglich geregelt werden, als da sein könnten:
- Einigung auf eine Gesellschaftsform
- Entwicklung eines Unternehmenskonzeptes
- Aufteilung von Führungs- und Managementaufgaben
- Regelung der Finanzierung und des Kapitalzuschusses
- Umgang mit Gewinnen, aber auch mit Risiken und Verlusten
- Etablierung möglicher notwendiger ausführender Organe und Strukturen
Kennzeichen für ein Joint Venture ist die auf alle Teilnehmer verteilte finanzielle und juristische Verantwortung. Ist dies bei einem Teilnehmer nicht der Fall, spricht man von einer Beteiligung oder einer Management-Kooperation.
Vorteile und Nachteile
Das Hauptmotiv leitet sich stimmig aus der wörtlichen Bedeutung ab: Ein unternehmerisches Wagnis können Sie mit einem Joint Venture auf mehrere Schultern verteilen.
Ebenso können Sie, wie aus den Beispielen ersichtlich, auf Synergieeffekte hoffen: Wissen und Logistik vor Ort kann gemeinsam genutzt werden. Dies ermöglicht Ihnen, zu finanziell besseren Bedingungen in eine neue Branche oder eine neue Region vorzustoßen.
Zu beachten bleibt für Sie, den Aufwand an Koordination nicht zu unterschätzen. Sind Abstimmungsprozesse und Entscheidungsfindung in ihrem Unternehmen schon komplex, nimmt der Aufwand, einen guten Workflow zu erzielen, mit jeder kooperierenden Firma dramatisch zu.
Die Nutzung der Buchhaltungssoftware Lexware Office ist hier eine notwendige Unterstützung. Die einfache Handhabbarkeit, extreme Sicherheit und der kostenlose Support sind große Vorteile. Joint Venture bedeutet auch hohe notwendige Mobilität: Lexware Office haben Sie immer dabei, auch auf jedem Ihrer mobilen IT Geräte. Dabei ist keine Installation notwendig und Sie sind online immer einsatzbereit.
Übersichtlich präsentiert sind die Vorteile und Nachteile eines Joint Ventures vor allem diese:
Vorteile | Nachteile |
Wettbewerbsvorteile durch die Bündelung von Wissen und Fähigkeiten | mögliche Widersprüche bei den Zielen |
Synergieeffekte, die Einsparungen und effiziente Nutzung gemeinsamer Ressourcen ermöglichen | hoher Koordinationsaufwand bei Entscheidungen |
Reduzierung des Kapitalbedarfs | Grenzen durch wettbewerbsrechtliche Bestimmungen |
Verminderung des unternehmerischen Risikos | bei internationalen Joint Ventures mögliche Probleme durch die Rechtsgrundlagen |
Transfer von Wissen und Erfahrungen | instabile Konstrukte, die meistens in der Übernahme eines Partners der anderen Unternehmen endet |
Vereinfachung von Markteintritten |
Natürlich sind die einzelnen Vorteile und Nachteile auch ein wenig vom Einzelfall abhängig. Gerade der letzte Nachteil muss nicht zwingend zum Tragen kommen, wie zahlreiche Gegenbeispiele beweisen.
Joint Venture Beispiele
Bekannte Beispiele für Joint Ventures finden sich in fast allen Branchen. Zu den bekanntesten gehören beispielsweise diese:
Die Versicherungsfirma Allianz und der Fahrzeughersteller Volkswagen beziehungsweise die Tochterfirma VW Financial Services haben ein Joint Venture gegründet, das sich auf Kfz-Versicherungen spezialisiert.
Die Energiekonzerne RWE und E.ON haben ein Joint Venture in Großbritannien gegründet, über das sie Kernkraftwerke bauen.
Der Elektroriese Siemens und der Mobiltelefonhersteller Nokia arbeiten im Rahmen eines Joint Ventures in Finnland zusammen.
Fazit
Joint Ventures können ein sinnvoller Zusammenschluss mehrerer Unternehmen sein, wenn diese sich auf bestimmte Art und Weise gegenseitig unterstützen oder gemeinsame Ziele verfolgen. Dabei gibt es unterschiedliche Formen und Dimensionen, die von mehreren Faktoren abhängen.
Allerdings gibt es gewisse Vorteile und Nachteile zu beachten, die bei der Entscheidung zu einem Joint Venture von großer Bedeutung sind. Der Weg ins Joint Venture sollte also nicht voreilig gegangen werden.