EBITDA
Inhaltsverzeichnis
Das englische Akronym EBITDA steht für Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization. Die deutsche Entsprechung ist Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf materielle und immaterielle Vermögenswerte.
EBITDA Definition
Was ist nun das EBITDA? Es ist eine der wichtigsten Kennzahlen für die (internationale) Beurteilung der Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens. Wie der Name bereits verrät, handelt es sich um die Ermittlung des Gewinns vor Abzug der Steuern, Zinsen und Abschreibungen.
Dadurch ist es wichtig für den Vergleich mit anderen Unternehmen auf nationaler und vor allem auf internationaler Ebene. Es wird auch als Bruttogewinn bezeichnet und entspricht dem Rohergebnis, wie es im Handelsgesetzbuch (HGB) festgehalten ist.
Was ist der Unterschied zwischen EBIT und EBITDA?
Neben dem EBITDA gibt es auch das sogenannte EBIT. Das steht für Earnings Before Interest and Taxes. Es handelt sich also beim EBITDA um das EBIT ohne Abschreibungen. Der Grund für das zusätzliche „DA“ liegt darin begründet, dass sich Abschreibungen nicht auf den Cashflow auswirken. Dadurch kann ein geringes oder sogar negatives EBIT weniger aussagekräftig bezüglich der Liquidität Ihres Unternehmens sein.
Durch die zulässigen Bereinigungen lässt sich das EBITDA allerdings leichter manipulieren, etwa wenn Verluste oder Ausgaben als außerordentliche und damit nicht dazu gehörende Position deklariert werden, um ein positiveres Ergebnis zu erhalten. In der Vergangenheit stand die Kennzahl deshalb in der Kritik, weil manche Unternehmen mithilfe dessen eine schlechte finanzielle Lage aufpolierten. Dabei gibt sie streng genommen keine Auskunft über die finanzielle Situation, sondern dient als Hinweis auf die Ertragskraft eines Unternehmens.
Die im EBIT ausgeklammerten Abschreibungen gehören schließlich in jeder Nettogewinnermittlung zu den Ausgaben eines Unternehmens und müssen für eine vollständige Einsicht in die finanzielle Lage eines Unternehmens einbezogen werden. Beide Methoden sind also nicht hundertprozentig aussagekräftig, was die Rentabilität und Effektivität eines Unternehmens betrifft.
Was sagt das EBITDA aus?
Trotz der erwähnten Kritik ist es eine der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Sie bietet eine Möglichkeit zum direkten Vergleich mit anderen Unternehmen innerhalb der eigenen Branche. Steuersätze, Zinshöhen oder auch Abschreibungsraten im internationalen Vergleich weichen hingegen voneinander ab und kommen in diesen Kennzahlen nicht oder nur zum Teil vor.
Um den weltweiten Vergleich zu vereinfachen, werden Konzernabschlüsse bevorzugt nach internationalen Vorgaben erstellt. Um das zu erreichen, nehmen Sie die Ergebnisse Ihrer Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) und vereinen sie mit den entsprechenden Positionen aus der Bilanz aller im Konzern zusammengeschlossenen Unternehmen zu einem Konzernabschluss.
Das Ergebnis gleicht dem eines Einzelunternehmens und ermöglicht den direkten Vergleich. Abgesehen vom internationalen Vergleich, erhalten Sie durch das EBITDA aber auch eine Einsicht in Ihre reinen Firmenaktivitäten. Durch das Ignorieren von Steuern, Zinsen und Abschreibungen können Sie somit die Wirtschaftlichkeit Ihres eigenen Unternehmens überprüfen.
Es bietet aber auch Dritten eine Einsicht und kann hilfreich sein, wenn Sie unter anderem die Kreditwürdigkeit Ihres Unternehmens bei Banken oder Geschäftspartnern belegen wollen.
Was ist ein guter Wert?
Die EBIT-Marge ist der Prozentsatz des Gewinns, den ein Unternehmen auf seinen Umsatz erzielt. Je höher die Zahl, desto profitabler ist das Unternehmen. Ein Wert zwischen 10 und 15 Prozent ist bereits ein guter Indikator.
Der Wert liegt im Bereich der Kapitalrendite eines Unternehmens oder wie viel es im Vergleich zu seinem Umsatz verdient. Um die Kennzahl richtig zu verstehen, ist es notwendig, die Norm- und Vergleichswerte zu kennen. Häufig verwenden mehrere Unternehmen derselben Branche dieselbe Zahl, damit sie miteinander verglichen werden können. Je mehr Geld ein Unternehmen mit jedem Euro Umsatz verdient, desto besser.
Der allgemein akzeptierte Wert beträgt:
- über 15 %: Hohe Ertragskraft
- 10 bis 14 %: Gute Ertragskraft
- 3 bis 9 %: Solide Ertragskraft
- unter 3 %: Wenig rentabel
Zu beachten ist jedoch, dass die Werte in den Wert-Richtlinien von Branche zu Branche leicht variieren können. Infolgedessen handelt es sich nur um durchschnittliche Richtwerte, die jedoch in den meisten Fällen die Grundlage für die zukünftige Rentabilität des Unternehmens bilden. Er lässt sich auch beispielsweise durch Preis- oder Umsatzsteigerungen erhöhen.
Manche Unternehmen nutzen das EBIT sogar für die Bestimmung der Managementgehälter. Auch hierbei bietet sich der internationale Vergleich gut an.
EBITDA-Varianten
Es gibt aber mehrere Variationen, die für unterschiedliche Zwecke nützlich sind.
Adjusted/bereinigtes EBITDA
Hierbei rechnen Sie zusätzlich zu den Steuern, Zinsen und Abschreibungen noch die außerordentlichen Kosten und Erträge aus Ihrem Unternehmensergebnis heraus. Dadurch können Sie Ihr gewöhnliches operatives Geschäft ohne Sondereinflüsse besser beurteilen und vergleichen.
Allerdings existiert keine klare Regelung dazu, welche Positionen als außerordentlich gelten. Das ergibt einen großen Spielraum, mit dem Unternehmen das Ergebnis beschönigen können. Das Ergebnis verliert dadurch seine Aussagekraft.
Structuring EBITDA
Für die Cashflow-Analyse kann der Bruttogewinn verwendet werden. Dazu muss es allerdings neu strukturiert werden. Unterteilen Sie das EBITDA in Fremd- und Eigenkapital, wie in der Kapitalstruktur üblich, um diese Cashflow-Analyse zu erstellen.
Reccuring/normalized EBITDA
Ebenfalls wenig aussagekräftig ist diese Variante, weil auch hier oft das Ergebnis beschönigt wird. Hierbei ziehen Sie vom Betriebsergebnis noch einmalige Gewinne oder Verluste ab.
EBITDA berechnen
Die Berechnung des EBITDA ist im Grunde mit einer einfachen Formel möglich.
EBITDA Formel
EBIT
+ Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen
+ Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände
= EBITDA
Gesamtkostenverfahren
Bei der Berechnung des EBITDA über das Gesamtkostenverfahren in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung müssen Sie folgende Positionen ausweisen:
- Umsatzerlöse
- Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen
- andere aktivierte Eigenleistungen
- sonstige betriebliche Erträge
- Materialaufwand
- Personalaufwand
- Abschreibungen
- sonstige betriebliche Aufwendungen
- Erträge aus Beteiligungen
- Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens
- sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
- Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens
- Zinsen und ähnliche Aufwendungen
- Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
- Ergebnis nach Steuern
- sonstige Steuern
- Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Beispiel
Umsatzerlöse | 100.000 € |
+/- Bestandsveränderungen an Erzeugnissen | 10.000 € |
+ andere aktivierte Eigenleistungen | 500 € |
+ sonstige betriebliche Erträge | 2.500 € |
= Betriebliche Erträge | 113.500 € |
– Materialaufwand | 30.000 € |
– Personalaufwand | 15.000 € |
– Abschreibungen | 5.000 € |
– sonstige betriebliche Aufwendungen | 1.000 € |
= Betriebliche Aufwendungen | 30.500 € |
= EBIT (operatives Betriebsergebnis) | 83.500 € |
+ Abschreibungen | 5.000 € |
= EBITDA | 88.500 € |
Als Zwischenschritte erhalten Sie bei dieser Rechnung also die Summe der betrieblichen Erträge und die Summe der betrieblichen Aufwendungen. Ziehen Sie die Aufwendungen von den Erträgen ab, erhalten Sie das EBIT. Rechnen Sie die zuvor abgezogenen Abschreibungen wieder hinzu, erhalten Sie das EBITDA.
Umsatzkostenverfahren
Verwenden Sie das Umsatzkostenverfahren, müssen Sie folgende Positionen ausweisen:
- Umsatzerlöse
- Herstellungskosten der zur Erzielung der Umsatzerlöse erbrachten Leistungen
- Bruttoergebnis vom Umsatz
- Vertriebskosten
- allgemeine Verwaltungskosten
- sonstige betriebliche Erträge
- sonstige betriebliche Aufwendungen
- Erträge aus Beteiligungen
- Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens
- sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
- Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens
- Zinsen und ähnliche Aufwendungen
- Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
- Ergebnis nach Steuern
- sonstige Steuern
- Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Beispiel
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag | 100.000 € |
+ Steueraufwand | 5.000 € |
– Steuererträge | 2.000 € |
= EBT | 103.000 € |
+ Zinsaufwand und ähnliche Aufwendungen | 5.000 € |
– Zinserträge und ähnliche Erträge | 500 € |
= EBIT | 107.500 € |
+ Abschreibungen (Anlagevermögen) | 15.000 € |
– Zuschreibungen (Anlagevermögen) | 19.500 € |
= EBITDA | 112.000 € |
Bei dieser Rechnung erhalten Sie als Zwischenschritte zuerst das EBT. EBT steht für Earnings Before Taxes, also Ihr Betriebsergebnis vor Steuern. Berechnen Sie nun Zinsen mit ein, gelangen Sie zum EBIT und anschließend über Ihr Anlagevermögen zum EBITDA.
Berechnung bereinigtes EBITDA
In nur wenigen Schritten gelangen Sie außerdem zum bereinigten EBITDA, wenn Sie die außerordentlichen Positionen mit einbeziehen.
EBITDA | 112.000 € |
+ außerordentlichen Aufwendungen | 10.000 € |
– außerordentliche Erträge | 2.000 € |
= bereinigtes EBITDA | 110.000 € |
EBITDA-Kennzahlen
Es ergeben sich einige Kennzahlen, die Ihnen eine Einsicht in die Lage Ihres Unternehmens geben.
Die EBITDA-Marge
Hierbei können Sie das Verhältnis vom EBIT zum Gesamtumsatz Ihres Unternehmens berechnen. Beachten Sie, dass im Gegensatz zur EBIT-Marge die Abschreibungen nicht in die Rechnung mit einbezogen werden. Eine hohe EBITDA-Marge bedeutet, dass Sie vergleichsweise geringe Kosten haben, um Ihr operatives Geschäft am Laufen zu halten.
Für die Berechnung nutzen Sie Ihren Gesamtjahresumsatz als Grundlage.
EBITDA-Marge = (EBITDA / Umsatz) x 100 %
Enterprise Value (EV) to EBITDA
Der „EV to EBITDA“ ist auch als Unternehmenswert zu operativem Gewinn bekannt. Diese Kennzahl ist ein Teil der groben Erstanalyse von Aktien und Unternehmen. Damit stellen Sie fest, wie lange Ihr Unternehmen benötigt, um den eigenen Unternehmenswert zu erwirtschaften. Ein geringer Wert ist in diesem Fall positiver als ein hoher Wert.
Der Wert lässt sich unkompliziert mit folgender Formel berechnen.
EV to EBITDA = Unternehmenswert / EBITDA
TTM EBITDA
Anstatt das EBITDA auf Ihr Geschäftsjahr zu berechnen, können Sie es auch auf die letzten aufeinanderfolgenden zwölf Monate berechnen. Das nennt sich Trailing Twelve Months (TTM) EBITDA.
Nettoverschuldungsquote
Um die Verschuldung Ihres Unternehmens abzüglich der liquiden oder schnell zu liquidierenden Aktiva im Verhältnis zu ihrem Ertrag einzusehen, benötigen Sie die Nettoverschuldungsquote. Diese können Sie schnell mithilfe des EBITDA errechnen.
Nettoverschuldungsquote = Nettoverschuldung / EBITDA
Das EBITDA ist also eine vielfältig anwendbare Kennzahl, die interessante – aber nicht immer vollständig verlässliche – Einsichten für die betriebswirtschaftliche Einschätzung Ihres Unternehmens primär für internationale Vergleiche bietet.
Fazit
Das EBITDA ist eine wichtige Kennzahl, die den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen darstellt und als Bruttogewinn bezeichnet wird. Sie ermöglicht den Vergleich der Ertragskraft eines Unternehmens auf nationaler und internationaler Ebene, ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie leicht manipulierbar ist und keinen vollständigen Einblick in die finanzielle Situation bietet.
Eine gute EBIT-Marge liegt zwischen 10 und 15 Prozent. Das EBITDA hat verschiedene Varianten und darauf aufbauende weitere Kennzahlen und wird vor allem für internationale Vergleiche vielfältig eingesetzt, erfordert aber eine vorsichtige Interpretation.