Kritik kannst du abhaken: so geht nachhaltiges Feedback
Konstruktives Feedback ist und bleibt eine der schwierigsten Übungen für Projektleitende und Arbeitgeber:innen. Wir haben wertvolle Tipps für dich.
Inhaltsverzeichnis
Lob ist viel einfacher als nachhaltiges Feedback. Es macht auch viel mehr Spaß, sich auf positive Aspekte zu konzentrieren. Doch voran bringt uns nicht, was bereits gut läuft. Fehler haben ihre Berechtigung in Lernprozessen – um gemeinsam daraus zu lernen, sollten wir nachhaltiges Feedback einsetzen – und über sie sprechen.
Wer als Chefin oder Chef immer nur lobt, verliert an Glaubwürdigkeit
Kennst du das Sprichwort „Wo gehobelt wird, da fallen Späne?“ Oder das andere, ebenso bekannte und begründete: „Nur wer überhaupt etwas tut, kann auch Fehler machen.“
Es ist normal, dass Dinge schiefgehen und Prozesse kalibriert werden müssen. Nachhaltiges Feedback heißt, einen Fehler zu benennen, zu erörtern und daraus zu lernen und parallel als Team enger zusammenzuwachsen. Nicht als Führungskraft mit einer Message, sondern als gemeinsamer Prozess.
Feedback kann viele Formen annehmen. Mails, Messages und Telefonate sind jedoch nie so gut wie ein persönliches Gespräch.
Nachhaltiges Feedback in fünf Tipps
- Zuerst immer ein Faktencheck: Du willst wahrheitsgemäß urteilen.
- Nachhaltiges Feedback sollte zeitnah erfolgen, nicht Wochen später.
- Äußere dich präzise und unmissverständlich, aber immer sachlich.
- Werde nie persönlich und erkläre immer, dass es um die Sache geht.
- Widerstehe der Versuchung, beschwichtigend viel Lob unterzumischen.
Nachhaltiges Feedback ist keine Einbahnstraße
Güncem Campagna aus der Lexware Office Community: „Ja, Vorgesetzte müssen regelmäßig Feedback an Mitarbeitende geben. Mitarbeitende aber auch!
Ich glaube, ich bin mittelmäßig bis gut darin, Feedback zu geben Im hektischen Alltag hakt man als Führungskraft die erledigten Jobs ab und vergisst, dass Menschen sie oft mit Herzblut und Engagement erledigt haben.
Und oft sieht man auch die erldigten Dinge nicht. Backoffice, Buchhaltung etc. „Unsichtbare“ Arbeiten, die auch erledigt werden müssen. Irgendwie undankbar.
Gerade habe ich gemerkt, dass direktes Feeback von Mitarbeitenden für mich sehr wichtig ist. Ein Kollege hat mir klar gesagt, was er bemängelt. Und was soll ich sagen? Er hat recht gehabt. Ich habe mich entschuldigt und wir haben gut kommuniziert und eine Lösung gefunden.
Als Führungskraft hat man keine andere Möglichkeit für ein Korrektiv. Niemand hört gerne, was sie nicht richtig macht. Aber auch Führungskräfte sind Menschen, machen Fehler und müssen sich weiterbilden und wachsen.“ Güncem auf LinkedIn.
Unsere fünf Tipps für nachhaltiges Feedback:
1. Zuerst immer ein Faktencheck
Stimmt dein Eindruck von der Situation oder sieht die andere Perspektive völlig abweichend davon aus? Bauchgefühl ist gut, Vertrauen ist besser, ein Faktencheck ist am besten. Was genau ist passiert? Wer war an diesem Ergebnis beteiligt? Was war das Resultat? Was hätte anders laufen müssen?
Vermutungen und Anschuldigungen verhindern nachhaltiges Feedback. Wenn du dir die Umstände sorgfältig und Schritt für Schritt betrachtest, siehst du wahrscheinlich auch schon Lösungsansätze – egal ob du eine Rückmeldung bekommst oder gibst.
2. Nachhaltiges Feedback sollte zeitnah erfolgen
Wie oft hast du schon die Gelegenheit verpasst, eine Schieflage in dem Moment anzusprechen, in dem du sie erkannt hast? Bewusst handeln und nicht spontan jede Reaktion rauszuhauen ist gut überlegt und fair. Doch zeitnahes Feedback hat so viele Vorteile, dass zumindest keine lange Zeit vergehen sollte zwischen Ablauf und Kommentar dazu.
Vertrauen wächst durch Offenheit. Außerdem wiegt eine Kritik nicht so schwer und demotiviert nicht so, wenn sie zeitnah erfolgt im Moment des Geschehens – während es sehr schwerwiegend und dramatisch wirken kann, wenn sich das Feedback bis zum nächsten Meeting aufgehoben wird. So schlimm war es doch gar nicht?
3. Äußere dich präzise und sachlich
Auch wenn eine Situation auf dich sehr ärgerlich wirkt, ist sie es offensichtlich nicht für deine:n. Mitarbeiter:in, wenn er oder sie das Konfliktpotenzial nicht von vornherein erkannt oder richtig eingeschätzt hat. Daher sollte dein Feedback sehr detailliert sein und das Problem genau erläutern – aber dabei auch sehr gelassen. Nimm dir Zeit, um ganz entspannt sachlich zu sein.
Wir haben alle schon Dinge vermasselt, die uns erst im Nachhinein klar wurden. Das ist ein guter Moment, um sich das in Erinnerung zu rufen, nichts für selbsterklärend oder selbstverständlich zu halten und in aller Ruhe dein nachhaltiges Feedback auszurollen.
4. Werde nie persönlich, egal wie die Situation aussieht
Die Versuchung ist groß, Verständnis für manche Dinge zu haben (oder starke Verärgerung) und dies dann in die Rückmeldung einfließen zu lassen. Nachhaltiges Feedback findet aber auf Augenhöhe statt. Ein:e Mitarbeiter:in sollte immer die Chance bekommen, die eigene Sicht der Situation so ausführlich darzulegen wie er oder sie es für nötig hält.
Du kannst dann um eine Einschätzung bitten und fragen, wie man gemeinsam besser vorgehen kann. Vermeide dabei unbedingt kritische Fragen, die dein Gegenüber in eine Verteidigungsposition bringen.
5. Widerstehe der Versuchung, Lob unterzumischen
Es ist unangenehm und stressig, negatives Feedback zu einer konkreten anspruchsvollen Situation geben zu müssen. Dann ist die Versuchung groß, ein „Gegengewicht“ einzubauen und beschwichtigend auch die Dinge aufzuzählen, die gut klappen. Um die geht es aber nicht. Solche Abläufe haben sowieso ihre eigene Anerkennung verdient.
Eine Ausnahme sind Feedback-Runden für ganze Prozesse und Projekte. Da wollen alle Beteiligten wissen, was gut geklappt hat und wo noch Luft nach oben ist.
Wie sind deine Feedback-Erfahrungen?
Kritik entgegennehmen ist oft ebenso schwierig wie nachhaltiges Feedback geben. Wie sind deine Erfahrungen, welchen Tipp hast du für Führungskräfte?
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